1852 -
Leipzig
: Wigand
- Autor: Winderlich, Carl
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Zweiter Zeitraum. Iii. Abschnitt. Culturzustände.
meist aber nur zu Bearbeitungen einzelner Theile der Bibel. Um die
slavische Sprache machte sich Nestor, Mönch zu Kiew und Vater der
russischen Geschichte (ch 1110), verdient. — Im 9. Jahrhundert lebten
noch einige bedeutendere Geschichtsschreiber, als Luitbrand, Herr-
mannus Contraktus, Lambert von Aschaffenburg und Otto
von Freisingen, und von anderen Gelehrten außer Alcuin, Karl's des
Großen gelehrtem Freunde, Hincmar von Rheims, Johann Erigena
der Schotte, Rhabanus Maurus von Mainz, Lupus von Ter-
rieres, Ottfried von Weißenburg, Walafried Strabo,
nebst einigen Anderen, aber im 10. und 11. Jahrhundert sitzt die Un-
wissenheit zu Throne. In 160 Jahren zählt man nur 26 Schriftsteller
und von ihnen sind die meisten werthlos. So groß ist der Verfall, dass
die Schreibkunde fast aufgehört hat, so dass selbst die obersten Richter
sich, statt der Unterschriften, der Handzeichen bedienen müssen. Bücher
wurden immer seltener und verschwanden in einigen Gegenden gänzlich.
Desto strahlendern Glanz erhalten die wenigen guten Schriftsteller dieser
öden Zeit, so Roswitha, Nonne in Gandersheim, deren geistliche
Komödieen Bekanntschaft mit Terenz und Plautus verrathen, Notker,
der gelehrte Mönch in St. Gallen, und vor Allen: Gerbert (Syl-
vester Ii.), „das Wunder seiner Zeit, auch als Zauberer verschrieen,
wegen seiner angestaunten Wissenschaft in natürlichen Dingen," die er
auf den maurischen Hochschulen in Spanien erworben. — Als Rechts-
schulen blüheten Ravenna und Bologna, als medicinische Salerno
(arabischen Ursprungs), als Bauschulen Florenz, Lucca und Pisa, als
philosophische und theologische Paris und Oxford, die sich bald zu
wahren Universitäten erweiterten. Hildesheim und Paderborn machten
sich um Baukunst, Bildnerei und Malerei durch die beiden Bischöfe
Bernward und Meinwerk verdient. Gießkunst und Glasmalerei,
letztere herbeigeführt durch musivische Zusammenstellung bunter Gläser
(namentlich in Oberbaiern), waren schon bekannt. Die Poesie ging
allmählich von den Geistlichen zum Ritterstande über und erhielt dadurch
einen weltlichen Charakter. Die Philosophie sank durch die Anwendung
ihrer Lehren auf christliche Glaubenssätze zur Scholastik herab, welche
vorzüglich in der Normandie und in England ihre Ausbildung fand. —
Auch aus dem Norden, aus Russland, aus Skandinavien und dem ein-
samen Island leuchten einzelne wohlthätige Strahlen früher Cultur,
hoher Erkenntniss und schönen Geschmackes aus dem allgemeinen Dunkel
dieser Zeit hervor.