1852 -
Leipzig
: Wigand
- Autor: Winderlich, Carl
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Specielle Geschichte.
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Dichter, Gesetzgeber und Jäger, mit dem Kreuz bezeichnet und das Kreuz
gegen sich gepredigt sehend, mit 7 Kronen oft keiner mächtig, von Chri-
sten verrathen und von Sarazenen geehrt und geschützt, heftig in der
Liebe wie im Hass, fromm und Ketzer, in seiner Ansicht über Kirchen-
thum und Papst seiner Zeit weit voraus und doch ihr huldigend, wenn
es ihm Vorthcil brachte, einen Städtebund bekämpfend und doch die
Städte anderswo hebend, endlich fast sein Ziel erreichend vom Schicksal
selbst erreicht, ist Friedrich eine schwer festzuhaltende, schwer zu begrei-
fende und doch bei allen Fehlern bezaubernde und unwiderstehliche Er-
scheinung. Erst nach seinem Tode fühlte man, was der Lebende ge-
wesen, was er gethan und gehalten hatte. Die beste Lobrede für ihn
ist die folgende trostlose Zeit."
Konrad Iv. (1250 — 125i) sähe jetzt allen Zorn des Papstes
vom Vater auf sich übergetragen, und konnte sich in Deutschland nicht
halten. Der Papst verschenkte seine Kronen und regte Staat und Kirche
gegen ihn auf. Sich nach Italien wendend und die päpstlichen Truppen
besiegend, starb er plötzlich (1254) an Gift, das ihin wahrscheinlich
Manfred, feilt Halbbruder, beigebracht. Letzterer bestieg nun, unbe-
kümmert um den Papst, den Thron beider Sicilien und führte in des
zweijährigen Konradin's Namen die vormundschaftliche Verwaltung.
Nach Konrad's Tode ward Wilhelm von Holland allgemein als König
anerkannt, starb aber schon 1256 in einem Kriege wider die Friesen,
während der grässliche Untergang Ezzelino's die Macht der Ghibellinen
in Oberitalien für immer brach. Manfred starb 1266, Enzius im
Kerker und Konradin auf dem Schaffet (1268)! Sein Erbland hatte
Karl von Anjou, Bruder Heinrich's Ix., durch Verbeirathung mit
Beatrix von Neapel vom Papste als Lehen erhalten, aber die Härte
und der Uebermuth der Franzosen führte eine durch Johann von
Pro ei da hervorgerufene Verschwörung herbei, welche ihr schreckliches
Ende in der si c i l i a n i sch e n Vespe r (1282) fand, in Folge deren
Manfred's Schwiegersohn, Peter Hl. von Arragonien, zum Herrn von
Sicilien erhoben wurde.
Nun erhoben zwei Parteien der deutschen Fürsten, die Erzbischöfe
von Köln und von Trier an ihren Spitzen, zwei Könige: Richard
von C o r n w a l l i s (1257 —1272) und Alphons von C a st i l i e n,
genannt der Weise. Letzterer kam nie nach Deutschland und Ersterer
that dies nur, um die Habgier der Fürsten, die ihn gewählt, zu befrie-
digen. Auch nach Italien kam er nicht, wiewohl Papst Alexander Iv.
ihn zum Empfange der Kaiserkrone eingeladen. Sein Tod beschloss
feine den deutschen Fürsten so angenehme Regierung, deren sich auch
die Lombardei zur Befestigung ihrer Freiheiten erfreute, zu früh, und
diese Zeit ist die für Deutschland so schmach- und unheilvolle des sog.
Interregnums, in welcher Fürsten und Bischöfe ihr Faustrechtsunwesen
so weit trieben, dass sie endlich selbst zur Einsicht kamen und zum Nach-