1852 -
Leipzig
: Wigand
- Autor: Winderlich, Carl
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Specielle Geschichte.
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Zug bestand aus 600,000 Franzosen, Lothringern, Flandrern, Nor-
mannen und Italienern, darunter 100,000 Reiter und 300,000 streit-
bare Männer. Aber schon der griechische Kaiser Alerkus inachte dem
ungeheuren Kriegshcere nicht geringe Schwierigkeiten und ließ es end-
lich, nachdein ihm der Lehnscid geleistet und das Versprechen gegeben
worden war, alle den Türken abgenommenen Länder und Städte dem
griechischen Reiche zurückzugeben, nach Asien übersetzen. Aber hier er-
wartete die Kreuzfahrer eine dornenvolle Bahn, das Heer wurde durch
schwierige Belagerungen und Schlachten vermindert, durch die Schlau-
heit des Alexius und durch Unkunde des Landes und Weges ermüdet,
durch Mangel an Lebensmitteln und durch Abtrennung einzelner Haufen
zu anderen Zwecken (Balduin z. B. gründete in Edessa am Euphrat
eine eigene Herrschaft) entmuthigt. Zwar erfochten die Christen Siege
auf Siege, namentlich bei Doryläum einen glänzeitden Sieg (1097),
aber sie mussten auch jeden Fußbreit Landes erobern und die Belage-
rung der Stadt Antiochia kostete eine Omonatliche Anstrengung, ehe sie
1098 eingenommen werden konnte. Und als dies endlich gelungen
war, wurde das Kreuzheer in der Stadt durch den Sultan von Mossul
eingeschlossen, wodurch alsbald eine so furchtbare Hungersnoth einriss,
dass fein Untergang unvermeidlich schien und Verzweiflung sich Aller
bemächtigte. Da entflammte die Auffindung der heiligen Lanze durch
einen Mönch , Peter B a r t h o l o m ä u s , die ausgehungerten, halb-
nackten Kreuzfahrer zu einem mächtigen Ausfälle und Kampfe gegen die
Belagerer, in Folge dessen sich ihnen der Weg nach Jerusalem öffnete.
Als nun das Kreuzheer unter namenlosen Anstrengungen und zusammen-
geschmolzen bis auf 60,000 Mann auf die Höhen von Emaus kam,
von wo sie zum ersten Male die heilige Stadt erblickten, da fiel es
nieder auf die Kniee unter Thränen und Lobgesängen. Aber noch war
ein schweres Werk zu vollbringen, die Eroberung der Stadt selbst, welche
endlich nach 39tägiger Belagerung, am 16. Juli 1099, gelang.
„Schrecklich war das Loos der Ueberwundcnen, durch deren Ermordung
blinder Religionseifer eine heilige Pflicht abzutragen glaubte, lieber
die Treppe der Moschee rieselte das Blut von 10,000 erschlagenen Sa-
razenen ; die Juden wurden in ihrer Synagoge verbrannt; keines Alters,
keines Geschlechtes wurde geschont. Erst als die Rache gestillt, die
Raubgier befriedigt war, kehrte christliche Demuth, Büßfertigkeit und
frommer Sinn in die Gemüther zurück, und nun sah man dieselben
Menschen, die kurz vorher wie rasende Thiere gewüthet, entblößten
Hauptes und baarfuß" nach dem heiligen Grabe ziehen, um Gott zu
danken für das Gelingen des Werkest Den Führer, Gottfried
von Bouillon, rief man sofort zum König von Jerusalem aus.
Dieser aber nahm den Königstitcl nicht an, sondern nannte sich nur
Schutzherr des heiligen Grabes. Nach ihm wurde sein Bruder Bal-
duin 1100 zum König von Jerusalem ernannt und nahm auch den