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1. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 389

1852 - Leipzig : Wigand
Gpecielle Geschichte. 389 theilnahmlos zu und schwächte nicht blos dadurch das kaiserliche An- sehen, sondern beförderte auch die Auflösung des Reichsverbandes. Wenzel (1378 — 1400) fand Kirche und Reich in größter Ver- wirrung, was um so schlimmer war, als der rohe, jähzornige, grau- same und trunksüchtige Mann nicht die geringsten Herrschergaben batte. Das wildeste Faustrecht nahm so sehr überhand, dass die Städte in Schwaben, Franken und am Rhein in Bündnisse zusammentraten, um sich gegen den Raubadel zu schützen, der seinerseits auch Bündnisse (Schleglcr, Löwenbund, Hörnerbund, Sternenbund, Gesellschaft von St. Wilhelm, St. Georg re.) gegen die Städte einging. In den hier- aus entstehenden Verwickelungen nahm Wenzel eine den Städten gün- stige Stellung ein, als aber in dem durch die Gefangcnnehmung und Ermordung des Bundesgenossen der Städte, Erzbischofs Pilgrim von Salzburg, entstandenen großen Städtekriege die Städte in den Schlach- ten von Döffingen und Worms (1388) erlagen, so ward er gezwungen, seine Gunst denselben zu entziehen. Unterdessen hatte seine Grausainkeit (Ermordung Johannes von Pomuk 1393) und Verschwendung die Böhmen so gereizt, dass sie ihn gefangen setzten (1394), ihn aber auf die Drohung der Kurfürsten freiließen. Allein letztere erkannten immer mehr die Unfähigkeit und Nichtswürdigkeit Wcnzel's, der sich z. B. nicht entblödcte, den gewaltthängen Visconti Galeazzo zum Herzoge von Mailand für eine bedeutende Geldsumme zu ernennen, so dass sie ihn auf einem Fürstentage, dem sich sogar die Städte anschlossen, ab- setzten (20. August 1400). Wenzel nahm diesen Absetzungsakt ruhig hin und regierte über Böhmen noch bis 1419. Ihm folgte Ruprecht von der Pfalz (1400 —1410), welcher, obgleich tapfer, doch nicht klug genug war, um den schwierigen Ver- " hältnissen die Spitze bieten zu können. 1405 traten die Fürsten und Stände zusammen (Marbacher Bund) und zwangen den Kaiser, ihnen das Recht, Bündnisse schließen und den Landfrieden nach ihrer Art handhaben zu dürfen, zuzuerkennen. Hierdurch sähe er sich in allen seinen Unternehmungen gehemmt, nachdem er sein Ansehen schon 1401 in der gegen Visconti von Mailand verlorenen Schlacht am Garda untergraben hatte. Sein Tod vermehrte die Verwirrung, denn ein Theil hielt Wenzeln noch als rechtmäßigen König, ein anderer wählte Siegmund, seit 1383 König von Ungarn, ein dritter Jobst von Mähren, der aber schon 1411 starb, worauf Siegln und, nachdem er sich mit seinem Bruder Wenzel verglichen, allgemein anerkannt wurde. Dieser regierte von 1410—1437. Zu der Zeit seines Regierungs- antrittes hatte die Abendwelt das ärgerliche Schauspiel von drei gleich- zeitigen Päpsten. Dies war also gekommen. Rom, von Parteikämpfen zerrissen, hatte schon längst die Rückkehr des Papstes aus Avignon ge- fordert, und als dies nicht geschähe, wählte die italienische Partei einen eigenen Papst. Die gegenseitigen Verfluchungen der beiden Päpste zu
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