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1. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 425

1852 - Leipzig : Wigand
Specielle Geschichte. 425 kehren. Man trägt Eigennutz und Selbstsucht offen zur Schau und sucht sie nicht in eine trügerische Maske zu hüllen. Marimilian's Zeit- genossen Heinrich Vii. von England, Ludwig Xi. von Frankreich und Ferdinand der Katholische von Spanien können als Reihenführer in politischen Trugkünsten gelten." Nirgends ist das sich Berühren der Interessen der europäischen Staaten augenfälliger, als in Italien, denn dort begegneten sich die bedeuteirdsten Staaten des damaligen Europa: Deutschland, England, Frankreich, Spanien, Schweiz, Ungarn rc. bald freundlich', bald feindlich. Dadurch ward aber die Jsolirung der Staaten von einander allmählich aufgehoben, und an deren Stelle trat ein so verwickeltes Staatssystem, dass die Schicksale und Begebenheiten in dem einen Staate auch auf alle anderen nachwirkten. Wie im Staatsleben, so regte sich auch im bürgerlichen Leben ein Drängen nach vermehrtem Verkehre, nach engerer Vereinigung. Es bildeten sich Zünfte, Gilden, Körperschaften und Bündnisse, namentlich in den Städten. Hier bildete sich eine starke Bürgerwehr, welche dem gepanzerten Adel Achtung einflößte und ihn aus dem Alleinbesitze der Waffenfähigkeit verdrängte ; hier fassten Bildung und Aufklärung festen Fuß und die Städter entwanden dem auf den Burgen einsam schwelgen- den oder raubenden Adel auch den ehemaligen Vorzug größerer Civili- sation; hier gründeten Gewerbe und Handel einen ansehnlichen Reich- thum und daraus entspringend ein höheres Selbstgefühl, eine mächtigere Thatkraft und eine größere Liebe zur Freiheit, welche dem Trotze des Adels so imponirten, dass er zum Theil in die Städte zog, um unter den Bürgern die Mitgliedschaft zu erlangen. Was den Rittergeist aber noch mehr niederbeugte, war die neue Anwendung des Pulvers in den Schlachten. Da half kein Schild und kein Panzer, und nicht auf die Kraft des Armes, sondern auf das scharfe Zielen des Auges war fortan der Ausgang des Kampfes, in welchem die Fäuste nicht mehr zählten, basirt; da half nicht mehr der persönliche Muth des Ritters, denn der feigste Söldling mochte ihn zu Boden strecken, so er nur gut zielte. Mit dem Sinken des Ritterthums war auch dem Lehenswesen, jenem charak- teristischen Merkmale des Mittelalters, mit welchem das Papstthum und das Kaiserthuin die Trias bildete, das Unheil gesprochen. Aber auch diese beiden, Hierarchie und Kaisergewalt, waren bleich und alters- schwach geworden. Die Gebäude der Feudalmonarchie und der kirch- lichen Suprematie über die weltliche Macht wurden untergraben von dein Anströmen der neuen Bildung, Aufklärung, von dem dainals eben lo wenig als jetzt geachteten Geiste der Zeit, wie vernehmlich er auch damals, wie jetzt, sich aussprach. Er ist eine Macht, dieser Zeitgeist, und nicht ungestraft wird er gehohnncckt oder gemissachtet. Umsonst richten sich gegen seine Gewalt die Mündungen der Kanonen, umsonst kehrelt sich gegen ihn die Spitzen der Bajonnette; nichts helfen Censur und Bücherverbote gegen ihn, nichts die Beschränkung der Press-, Rebe-
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