1852 -
Leipzig
: Wigand
- Autor: Winderlich, Carl
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Specielle Geschichte.
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jmperii vorgebrachtcn Klagen, den übermüthigen Feldherrn Wallen-
stein, dessen Heer nun auseinanderging. In achtunggebietender
Stellung zog er sich auf seine Erbgüter zurück. Die drohende Miene,
welche der Kaiser nun annahm, machte Frankreich besorgt. Der schlaue
Cardinal Richelieu reizte den jungen, kriegserfahrenen König von
Schweden, Gustav Adolph, den Protestanten Deutschlands beizu-
stehen. Daher landete Gustav am 26. Juni 1630 mit 16,000 Mann
abgehärteten Schweden und Pommern. Er verdrängte zuerst die Kaiser-
lichen aus Pommern und Mecklenburg, setzte die Herzoge von Mecklen-
burg wieder ein, nöthigte die pommerschen und brandenburgischen Für-
sten, sich mit ihm zu verbinden, und zwang die Oesterreicher überall, ihin
zu weichen. Jetzt sah sich auch der Kurfürst von Sachsen, Johann
Georg, gedrungen, sich dem mit Macht heranrückenden Schweden-
könige anzuschließen. Aber schon hatte Sachsen sich zu lange bedacht.
Magdeburg wurde am 10. Mai 1631 von Tilly erstürmt, von
Pappen heim angezündet und mehrere Tage lang auf das Schreck-
lichste verwüstet. Gegen die armen Protestanten verfuhr man mit den
grausamsten Martern. Doch es nahete für die Grausamen bald die
Stunde der Vergeltung. Gustav Adolph, von welchem Ferdinand
gesagt haben soll: „Da haben wir halt a Feindl mehr," stieß bei Leip-
zig, das die Kaiserlichen besetzt chatten, auf den Feind, und sehlug den
noch nie besiegten Tilly am 7. Septbr. 1631 total. Dieser Sieg führte
für ganz Deutschland neue Verhältnisse herbei. Der „Schneekönig,"
wie man Gustav Adolph in Wien verächtlich nannte, drang unauf-
haltsam vor. Denn kein Heer war groß genug, den gewaltigen Helden
aus dem Norden aufzuhalten.
Johann Georg von Sachsen fiel nun in Böhmen ein, wäh-
rend sich Gustav Adolph nach dem Rhein zu und von da nach Baiern
wendete. Oesterreich gerieth von allen Seiten in Gefahr. Denn das
Glück war von Tilly gewichen, und Wallenstein trotzte auf seinen Gü-
tern, wo er fast königlich lebte. Endlich sah sich der Kaiser in der
äußersten Roth. Niemand konnte mehr helfen als Wallenstcin, denn
Tilly hatte bei Gustav Adolph's Uebergange über den Lech die Todes-
wunde empfangen, 5. April 1632. Man bat um seinen Beistand.
Der Beleidigte stellte die hochmüthigsten und anmaaßendsten Bedin-
gungen. Doch der Kaiser musste einwilligen. In kurzer Zeit hatte
der durch die gestellten Bedingungen zum selbstherrschenden Feldherrn
gewordene Wallenstein eine Armee von 60,000 Mann auf eigene Kosten
zusammengebracht, die nur ihm allein gehorchte und ergeben war. Die
Schweden waren jetzt in Baiern, stellten in Augsburg den evangelischen
Gottesdienst wieder her und zogen in München ein (7. Mai), während
am 6. d. M. Wallenstein in Prag seinen Einzug gehalten hatte. Lang-
sam , denn Wallenstein hasste Maximilian, brach er nun nach Baiern
auf, verschanzte sich, den Schweden gegenüber, bei Nürnberg. Dann wen-
Winderlich, Weltgeschichte. e)Q