1852 -
Leipzig
: Wigand
- Autor: Winderlich, Carl
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Specielle Geschichte.
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Auch entstanden Colomen in Amerika und in Afrika. Ludwig ehrte die
Wissenschaften und Künste, weil er durch dieselben verherrlicht werden
wollte. Bei Verträgen und Friedensschlüssen bediente man sich bisher
der lateinischen Sprache. Ludwig Xiv., welcher fast bei allen solchen
Verträgen als Sieger auftrat, führte nun die so genau bestimmende,
französische Sprache ein. Dieser hatte er, gewiss ohne cs zu wollen,
das Bürgerrecht unter den höhern Ständen der von Frankreich aus öst-
lich gelegenen Staaten erworben. Er hob nämlich das von Hein-
rich Iv. zu Gunsten der Hugenotten erlassene Edict von Nantes auf
(1685), und zwang dadurch 700,000 gewerbreiche Familien, Frank-
reich zu verlassen, und in protestantischen Ländern ein neues Vaterland
zu suchen. Hier wurden sie mit Freuden ausgenommen und bildeten die
sogenannten französischen Colonien. Durch ihr feines Benehmen wuss-
ten sich die gebildeten Fremdlinge bald Zutritt zu den angesehensten Ge-
sellschaftskreisen zu verschaffen. Jeder wollte sich gern mit den ange-
nehmen Gästen unterhalten, und so wurde denn die französische Sprache
in den höheren Ständen zur Umgangssprache erhoben, und ein allge-
meiner Eifer, sie zu erlernen, angeregt. Dazu kam, dass unter Lud-
wig's Xiv. Regierung die ausgezeichnetsten Schriftsteller lebten, als
Bossuet, Fenelon, Pascal, Racine, Corneille, Moliöre, Boileau
u. A. m. Und wie die französische Sprache, so wurde auch die fran-
zösische Mode nun die allgemein herrschende. Eben so siegte auch Frank-
reich fast überall durch seine schlaue Politik, und durch die Tapferkeit
und Kriegskunst seiner Feldherrn, eines Luremburg, Schömberg, Cati-
nat, Vendóme, Vauban, Condö und besonders eines Turenne. Doch
werfen wir auch einen Blick auf andere wichtige Staaten in dieser Zeit.
Als Elisabeth von England 1603 starb, bestieg der Sohn der
enthaupteten Königin Maria Stuart von Schottland, Jacob!.
(1603 bis 1625), den Thron Englands, und vereinigte nun die beiden
Länder England und Schottland zu Großbritannien. Das Haus
Stuart suchte fortwährend den Katholicismus zu begünstigen, und da-
bei rang es auch unausgesetzt nach unumschränkter Herrschaft. Bei-
des stand mit dem Freiheitösinne und dem Charakter des englischen
Volkes in zu grellem Widerspruche, welcher verderbenbringend auf
das Haus Stuart rückwirken musste. Als Jacob nach seiner Thron-
besteigung die Katholiken nicht sogleich, wie sie erwarteten, öffentlich
begünstigte, so leiteten die Jesuiten eine Verschwörung ein, welche
nichts Geringeres zum Zwecke hatte, als den König, den Prinzen Wa-
les (den Thronfolger), und das ganze Oberhaus des Parlaments mit
36 Fässern Pulver in die Luft zu sprengen. Aber die Sache wurde
entdeckt, die Verschworenen entflohen, doch nur auf kurze Zeit, der ge-
rechten Strafe. Um dieselbe Zeit bildete sich im Parlamente eine Par-
tei, welche sich immer den Entschlüssen der Regierung entgegenstellte
(Opposition). Die Macht dieser Partei trat besonders unter Karl's I.