1852 -
Leipzig
: Wigand
- Autor: Winderlich, Carl
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Zweiter Zeitraum. Ii. Abschnitt.
anerkannt wurde. Letzteres that auch Karl Vi. gegen die Garantie der
pragmatischen Sanction. Da erklärte ihm Frankreich, verbündet mit
Spanien und Sardinien, den Krieg und besetzte alsbald Lothringen und
die Reichsfestung Kehl. Der Verfall der Finanzen und des Heeres
nöthigte den Kaiser schon 1735 zu Friedens-Präliminarien, welche end-
lich 1738 durch den Frieden zu Wien definitiv abgeschlossen wurden. Für
Anerkennung der in seinen Augen hochwichtigen pragmatischen Sanction
brachte er wieder ungeheure Opfer; er trat nämlich Neapel und Sicilien
an einen spanischen Prinzen, Karl, und Lothringen an Stanislaus ab,
nach dessen Tode Lothringen als Erbe an Frankreich fallen sollte, während
der Herzog des Landes, Franz Stephan, der des Kaisers Schwiegersohn
werden sollte, mit Toscana, dessen Herrscherfamilie, die Medici, 1737
ausgestorben war, beschenkt wurde. Nun erkannte auch Frankreich die
pragmatische Sanction an.
Karl Vi. wollte seine italienischen Verluste in türkischen Gebietser-
oberungen wieder ersetzen, war aber in dem Kriege gegen die Oömanen
(1737—1739) so unglücklich, dass er im Frieden zu Belgrad sich zur
Herausgabe von Servien mit Belgrad und von der Walachei verstehen
musste, während sein Bundesgenosse Russland das bald im Anfänge
des Krieges eingenommene Asow behielt.
§. 3. Die Zeit Friedrich's des Großen. Karl Vi. hatte
keinen Sohn, wünschte aber doch die österreichischen Staaten ungetheilt
zu erhalten. Desshalb gab er ein für seine Familie geltendes Hausge-
setz über die Nachfolge in der Regierung, und nannte dieses Gesetz die
pragmatische Sanction, wodurch die weibliche Erbfolge bestimmt
wurde. Um dieser pragmatischen Sanction Anerkennung zu verschaffen,
brachte er ungeheure Opfer. Vergeblich. Denn kaum hatte Karl Vi.
die Welt verlassen (20. October 1740), als Friedrich Ii., König von
Preußen, nach alten Ansprüchen, welche er zu haben vorgab, vier
schlesische Herzogthümer verlangte und ungesäumt in Besitz nahm.
Maria Theresia hatte weder Bundesgenossen, noch eine Armee, noch
auch Geld, und musste daher im Frieden von Breslau 1742 bei-
nahe ganz Schlesien an Preußen abtreten (erster schlesischer Krieg). In
demselben Jahre verlor Theresia auch Oberösterreich und Böhmen an den
Kurfürsten von Baiern, Karl Albrecht, mit dem sich Sachsen und
Frankreich verbunden hatten. Karl Albrecht wurde sogar zuin Kaiser
ausgerufen und am 24. Januar 1743 zu Frankfurt unter dem Namen
Karl Vii. feierlich gekrönt. Fünffeinde hatte bis jetzt Maria Theresia
zu bekämpfen. Da rief sie in dieser großen Gefahr ihre braven Ungarn
auf eine rührende Weise zur Rettung auf, und schloss mit Großbritan-
nien und den Niederlanden ein Bündniss. Friedrich Ii. war durch den
Breslauer Frieden beruhigt; Sachsen schloss sich sogar an Oesterreich an;
Karl Vii. aber wurde aus Oesterreich und sogar aus seinen Erbstaaten
vertrieben, und musste sich nach Frankfurt flüchten, starb aber am 30.