1852 -
Leipzig
: Wigand
- Autor: Winderlich, Carl
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Specielle Geschichte.
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Italien und Polen. Der Erzherzog Karl musste sich nach den Schlach-
ten bei Abensbcrg (20. April 1809), Landshut (21. April), Eckmühl
(22. April), Regensburg (23. April), nach Böhmen zurückziehen.
Napoleon besetzte Wien (13. Mai). Die von Karl gewonnenen Schlach-
ten bei Aspern (21. Mai) und bei Eßlingen (22. Mai) hatten für
Oesterreich eben keinen bedeutenden Vortheil. Napoleon sammelte bald
neue Kräfte, und lieferte am 5. und 6. Juli die furchtbare Hauptschlacht
bei Wagram, worauf der Friede von Schönbrunn die Feindseligkeiten
beendigte (14. October 1809). Die Friedensbedingungen waren für
Oesterreich äußerst hart. Es verlor 2000 Ouadratmeilen mit beinahe
4 Millionen Einwohnern, welche theils an Frankreich, thcils an dessen
Verbündete fielen. — Drei Monate später vermählte sich Napoleon,
welcher sich von seiner ersten Gemahlin geschieden hatte, mit Maria
Louise, der Tochter Kaiser Franz I., die ihm am 20. März 1811
den K ö n i g v o n Rom, nachherigen Herzog von Reichstädt, gebar. —
Napoleon war unzufrieden mit der Regierung des Königs von Holland,
seines Bruders; desshalb vereinigte er dieses Land mit Frankreich. Uin
aber die Continentalsperre noch wirksamer zu machen, wurden alle Mün-
dungen der deutschen Flüsse bis Lübeck an der Ostsee dem französischen
Reiche einverleibt. Zu Gunsten Oesterreichs und zur Befreiung Deutsch-
lands hatten früher muthvolle Männer, wie Hofer und Speckbacher
in Tirol, Schill und Dörnberg in Westphalen und der Herzog von
Braunschweig-Oels vergeblich Streifzüge unternommen.
Weniger glücklich waren die Franzosen in Portugal, seit Sir Arthur
Wellcslcy (nachheriger Herzog von Vittoria und Wellington) den
Oberbefehl über die englischen Truppen in Portugal und Spanien über-
nommen hatte. Zuletzt musste auch noch Junot in Cintra capituliren,
und somit war Portugal von den Franzosen geräumt. In Spanien
bildeten sich nun eine Menge größerer und kleinerer Banden, welche die
Franzosen überall beunruhigten. In Sevilla, dann zu Cadir, entstand
eine Centraljunta für die Regierung Spaniens. Furchtbar blutige
Schlachten wurden geliefert, denn die Spanier kämpften für Haus,
Hof, Freiheit und Fürst. —
Als Frankreich und mit ihm Napoleon auf dem höchsten Gipfel
des Glückes und der Macht stand, umfasste cs 140 Departements und
42 Millionen Einwohner. (Vor der Revolution zählte man 83 De-
partements und 25 Millionen Menschen.) Diesen Niesenstaat regierte
der Eine, Napoleon, der durch Geist und Umsicht sowie durch jegliche
Feldherrn-, Regenten- und Herrschereigenschaft über alle seine Zeitge-
nossen Erhabene! Sein Scharfblick wusste überall gegen das Uebel
das rechte Mittel zu entdecken, für jedes Unternehmen, für jeden Posten
den rechten Mann, den rechten Zeitpunkt für seine Thaten zu wählen.
Aber für alles Irdische, selbst für das Erhabenste giebt es einen Wende-
punkt, von dem es sich dann wieder abwärts lenkt. Auf dem Gipfel