Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 551

1852 - Leipzig : Wigand
Specielle Geschichte. 551 entsetzlichen Staatsstreiches beschlossen, von welchem man im Publikum wohl Ahnung, aber keine Gewissheit und sichere Kenntniss hatte. Die ersten unruhigen Gerüchte verbreiteten sich Sonntags den 25. Juli 1830. In der Nacht desselben Tages wurden jene berüchtigten Ordonnanzen in die Druckerei des Moniteurs (einer Zeitschrift der Regierung) gebracht, damit sic am 26. Morgens gedruckt erscheinen könnten. Durch diese Ordonnanzen wurde die Freiheit, welcher die französische Nation seit 42 Jahren Blut und Leben geopfert hatte, mit einem Federstriche vernichtet. Die Freiheit der periodischen Presse wurde aufgehoben, und jeder Druckerei, welche ohne Genehmigung der Behörde eine Schrift drucken würde, droheten diese Ordonnanzen Versiegelung an. — Ferner wurde die Kammer für aufgelöst erklärt und eine neue Wahl vorgeschricben, nach welcher sich die Kammern am 28. September versammeln sollten. Die für diese neue Wahl gegebenen Bestimmungen waren höchst be- schränkend und illiberal. — Der Eindruck, welchen das Erscheinen dieser Ordonnanzen auf die Bevölkerung von Paris machte, ist nicht zu beschreiben. Niemand wollte anfangs seinen Augen trauen und glauben, dass dies wirklich so dastehe. Allmählich erschienen an den Fenstern bürgerlicher Häuser schwarze Fahnen als Zeichen der Trauer. Der Unwille wurde nach und nach laut. Aber die Hofschranzcn, der alte Adel und die Pfaffen jubelten im Vertrauen auf die Bajonette der Garden und der Schweizer. Um 4 Um Nachmittags versammelte sich das Volk am Palais-Royal. Der Minister Peyronnet befahl ohne Weiteres, auf das Volk einzuhauen. Allein die Menge zerstreute sich in verschiedenen Haufen in die benach- barten Straßen. Während dies vorging, hatten sich die Redacteure der vorzüglichsten Blätter vereinigt und eine kraftvolle Protestation gegen die Ordonnanzen eingereicht. — Die folgende Nacht durchstreiften zahl- reiche Patrouillen von der Schweizergarde, von den Gensdarmen und von der Linie die Straßen von Paris. Am Morgen des 27. Juli fan- den die Arbeiter aller Handthierungen ihre Werkstätten noch geschlossen. Sie begaben sich desshalb in Ungeheuern Massen auf die öffentlichen Plätze. Vorzüglich Viele strömten nach dem Hstel des verhassten Po- lignac und stießen daselbst die drohendsten Verwünschungen aus. Allein Polignac hatte sich mit Truppen und Gensdarmen umgeben. Er zog sich unvermerkt in die Tuilerien, wo man sofort beschloss, noch im Laufe des Tages eine nainhaste Menge angesehener Personen verhaften und am folgenden Tage durch ein außerordentliches Prevotalgericht verur- theilen zu lassen. Der Polizei - Präfect Mangin sah das Gefährliche der vorhabenden Verhaftungen ein und rieth, das Volk vorerst durch Kanonen auseinanderzutreiben. Peyronnet ließ nun sofort die Kano- nen aus dem Arsenale aufführen, um durch dieselben, wie er sich aus- drückte, dem Volke eine derbe Lection zu geben.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer