1852 -
Leipzig
: Wigand
- Autor: Winderlich, Carl
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Dritter Zeitraum. Ii. Abschnitt.
Fürsten, die Erklärung abgab, seiner Selbstherrlichkeit zu Gunsten eines
Reichsoberhauptes entsagen zu wollen. Bereits am 31. März trat die
Ständeversammlung zusammen.
Oldenburg hatte bis zum Anfang des Jahres 18-18 noch gar
keine Verfassung gehabt, dennoch war sein Uebergang in die Neuzeit
weniger stürmisch, als in vielen anderen Staaten, denn der Großherzog
gab bereits am 7. März umfassende Versprechungen, und am 13. Mai
war die Ausarbeitung der Verfassung vollendet, die dann einem Aus-
schuss zur Prüfung vorgelegt wurde.
Nirgends mochte wohl die Revolution einen ungünstigeren Boden
finden, als in Lübeck, da kurz vor den Märzereignissen ein Verfassungs-
ausschuss seine seit 2 Jahren unternommenen Arbeiten vollendet hatte.
Diese Verfassung fand allseitige Beistimmung. Bremens Uebergang
in die Neuzeit war ebenfalls ohne Sturm abgelaufen, denn die Leiter
der Stadt gingen mit dem Volke Hand in Hand. Desto stürmischer
ging es in Hamburg zu, weil hier eine seit 200 Jahren bestandene
und noch unangetastete Verfassung auözurotten war, und weil für die-
selbe nicht nur der hocharistokratische Senat, sondern auch die erbge-
sessene Bürgerschaft einstand, welche beide sich in entschiedenem Wider-
spruche mit dem Geiste der Zeit fanden. Mit ftaunenswerther Zähigkeit
ließ sich der Senat jede Verbesserung durch Ausruhre abzwingen, und
erst nach dem 11. März zeigte er sich willfähriger. Am 12. März wurde
ein Resormausschuss niedergesetzt, der am 9. August durch eine ver-
fassunggebende Versammlung ersetzt wurde.
Endlich gedenken wir noch Mecklenburgs, wo die Einrichtungen
der Väter fast unverändert in die neue Zeit herübergebracht worden sind.
Hier halten die Rittergutsbesitzer ungeheure Vorrechte und die Städte
hatten verhältmssmäßig geringe Bedeutung. Der Großherzog wieö alle
Volkswünsche entschieden zurück, erklärte sich aber bereit, auf verfassungs-
mäßigem Wege Verbesserungen eintreten lassen zu wollen. Am 15. Juli
wurde das Wahlgesetz zur Berufung einer Versammlung zur Vereinba-
rung der Verfassung bekannt gemacht, aber von dieser Zeit an steuerte
die Regierung rüstig mit der Réaction.
Die großartigsten Kämpfe und für den Augenblick die wichtigsten
Folgen hatten die Märztage in Wien und Berlin. Der Sieg der Re-
volution in diesen beiden Städten gab den übrigen Siegen erst die volle
Bedeutung und die Gewähr des Bestandes.
Der erste Aufstand in Wien, den 13. März, galt dem Fürsten
Metternich. Von ihm sagen neuere Biographen: „Der in allen diplo-
matischen Künsten und Ränken einer treulosen Staatskunst ergraute
Fürst Metternich galt als der größte Staatsmann und Volksregierer
und sein Rath und Wort wurde von den deutschen Regierungen wie ein
Orakel angehört und befolgt. Aber auch sein Stündlein hatte ge-
schlagen. Ueber den Genüssen eines üppigen Lebens hatte er nicht