1852 -
Leipzig
: Wigand
- Autor: Winderlich, Carl
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Dritter Zeitraum. Ii. Abschnitt.
brüchigen Fürsten, alle Verräther an Glauben und Vaterland fanden
an ihm, wenn nicht ihren Verführer, doch ihren Schützer und Gönner.
Je älter er wurde, je eifriger und leidenschaftlicher ward derselbe und
er hat sich noch kurz vor seinem Sturze Uebereilungen zu Schulden kom-
men lassen, um derentwillen er sich öffentlich Lügen strafen lassen musste.
Einen Kampf auf Leben und Tod kämpfte er mit der Presse und dem
ersten freien Worte fiel er zum Opfer. In seinen alten Tagen sähe er
sich gezwungen nicht nur abzudanken, sondern landesflüchtig zu werden
(13. März), und die Volksstimme äußerte sich damals in ganz Deutsch-
land freudig, dass er seinen Fall noch erlebt habe".
Oesterreich, von seinem Hauptpeiniger befreit, erhielt alle Zuge-
ständnisse eines freien Staatölebens: Volksbewaffnung, Pressfreiheit,
Vereinsrecht rc., jedoch nicht ohne vorher diese Güter durch Blut erkauft
zu haben. Vom 21. März bis zum 26. Mai führte Pillersdorf
das Ministerium, aber trotz der vielen wichtigen Erlasse und Freiheiten
hatte das Vertrauen des Volks zur Regierung sich nicht nur abgekühlt,
sondern selbst in Misstrauen verwandelt, wozu einerseits eine Umsturz-
Partei, andererseits aber auch das Gebahren der reactionären Hofpartei
viel beitragen mochte. Daher kam es, dass die am 28. April, des
Kaisers Geburtstag, gegebene sehr freisinnige Constitution wenigstens
keine begeisterte Aufnahme fand. Am 13. Mai erschien ein Befehl des
Grafen Hoyos, Commandeurs der Nationalgarde, zur Auflösung des
Centralausschusses der Nationalgarde. Hierdurch bestärkt in dem Glauben
an die Entziehung aller Märzerrungenschaften, wurde eine ungeheure Auf-
regung hervorgeruscn, so dass es den 13. Mai zu einer neuen Erhebung,
allerdings nicht des besten Theiles des Wiener Volkes, kam, welchen
die Hofpartei dazu benutzte, um durch die Entfernung des Kaisers aus
Wien nach Jnnspruck (17. Mai) einen Hauptschlag gegen die Revolution
zu führen. Das Ministeriuin, welches von dieser Flucht des Kaisers
nichts gewusst hatte, machte dieselbe selbst bekannt und ergriff, obgleich
es Tags vorher zurückzutreten beabsichtigt hatte, von Neuem das Staats-
ruder. Hierdurch schien Wien in die Bahn der Ordnung geleitet, denn
die Entfernung des Hofes so wie Ausschreitungen des Volkes bewirkten
einen kurzen Umschlag der Gesinnung. Da erschien der Befehl zur
Auflösung der akademischen Legion und sofort stand das Volk zum
dritten Male gegen die Regierung auf (26. Mai), drohender, als je
vorher. Letztere erlitt die vollkommenste Niederlage, aber Wien ichien
auch jetzt einem Schreckensregiment verfallen. Doch siegte, nachdem
zwischen Regierung und Volk die Friedensbedingungen vereinbart worden
waren, nochmals die Ordnung. Unterdessen nahete der Tag der Er-
öffnung der Nationalversammlung, und noch war der Käfter, trotz viel-
fachen Bittens, nicht nach Wien zurückgekehrt. Letzteres geschah erst am
12. August, wäbrend am 22. Juli der Erzherzog Johann, bereits zum
deutschen Reichsverweser erwählt, die Nationalversammlung eröffnete.