Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 604

1852 - Leipzig : Wigand
604 Dritter Zeitraum. Ii. Abschnitt. brüchigen Fürsten, alle Verräther an Glauben und Vaterland fanden an ihm, wenn nicht ihren Verführer, doch ihren Schützer und Gönner. Je älter er wurde, je eifriger und leidenschaftlicher ward derselbe und er hat sich noch kurz vor seinem Sturze Uebereilungen zu Schulden kom- men lassen, um derentwillen er sich öffentlich Lügen strafen lassen musste. Einen Kampf auf Leben und Tod kämpfte er mit der Presse und dem ersten freien Worte fiel er zum Opfer. In seinen alten Tagen sähe er sich gezwungen nicht nur abzudanken, sondern landesflüchtig zu werden (13. März), und die Volksstimme äußerte sich damals in ganz Deutsch- land freudig, dass er seinen Fall noch erlebt habe". Oesterreich, von seinem Hauptpeiniger befreit, erhielt alle Zuge- ständnisse eines freien Staatölebens: Volksbewaffnung, Pressfreiheit, Vereinsrecht rc., jedoch nicht ohne vorher diese Güter durch Blut erkauft zu haben. Vom 21. März bis zum 26. Mai führte Pillersdorf das Ministerium, aber trotz der vielen wichtigen Erlasse und Freiheiten hatte das Vertrauen des Volks zur Regierung sich nicht nur abgekühlt, sondern selbst in Misstrauen verwandelt, wozu einerseits eine Umsturz- Partei, andererseits aber auch das Gebahren der reactionären Hofpartei viel beitragen mochte. Daher kam es, dass die am 28. April, des Kaisers Geburtstag, gegebene sehr freisinnige Constitution wenigstens keine begeisterte Aufnahme fand. Am 13. Mai erschien ein Befehl des Grafen Hoyos, Commandeurs der Nationalgarde, zur Auflösung des Centralausschusses der Nationalgarde. Hierdurch bestärkt in dem Glauben an die Entziehung aller Märzerrungenschaften, wurde eine ungeheure Auf- regung hervorgeruscn, so dass es den 13. Mai zu einer neuen Erhebung, allerdings nicht des besten Theiles des Wiener Volkes, kam, welchen die Hofpartei dazu benutzte, um durch die Entfernung des Kaisers aus Wien nach Jnnspruck (17. Mai) einen Hauptschlag gegen die Revolution zu führen. Das Ministeriuin, welches von dieser Flucht des Kaisers nichts gewusst hatte, machte dieselbe selbst bekannt und ergriff, obgleich es Tags vorher zurückzutreten beabsichtigt hatte, von Neuem das Staats- ruder. Hierdurch schien Wien in die Bahn der Ordnung geleitet, denn die Entfernung des Hofes so wie Ausschreitungen des Volkes bewirkten einen kurzen Umschlag der Gesinnung. Da erschien der Befehl zur Auflösung der akademischen Legion und sofort stand das Volk zum dritten Male gegen die Regierung auf (26. Mai), drohender, als je vorher. Letztere erlitt die vollkommenste Niederlage, aber Wien ichien auch jetzt einem Schreckensregiment verfallen. Doch siegte, nachdem zwischen Regierung und Volk die Friedensbedingungen vereinbart worden waren, nochmals die Ordnung. Unterdessen nahete der Tag der Er- öffnung der Nationalversammlung, und noch war der Käfter, trotz viel- fachen Bittens, nicht nach Wien zurückgekehrt. Letzteres geschah erst am 12. August, wäbrend am 22. Juli der Erzherzog Johann, bereits zum deutschen Reichsverweser erwählt, die Nationalversammlung eröffnete.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer