1852 -
Leipzig
: Wigand
- Autor: Winderlich, Carl
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
606 Dritter Zeitraum. H. Abschnitt.
kämpfer auf der höchsten Stelle des Friedrichhaines in ein Rieseugrab
versenkt. Daö Militärkönigthum war gebrochen und wir haben keine
Ursache daran zu zweifeln, dass es der König mit dem „Aufgehen in
Deutschland" und dem „an die Spitze stellen" redlich gemeint; was
später geschah und mit dem Gesagten nicht in Einklang stand, ist der
Umgebung des Königs zuzuschreiben. Zum letzten Male ward der ver-
einigte Landtag am 2. April eröffnet, und am 10. April für immer ge-
schlossen, nachdem er ein Wahlgesetz angenommen und 13 Millionen
Thaler zu den Staatsbedürfnissen bewilligt hatte. Die Eröffnung der
Nationalversammlung zu Berlin erfolgte am 22. Mai.
b) Das deutsche Parlament und d a s d e utsch e Re i ch.
Der Bundestag, das bereite Werkzeug Metternich's, um Fürstenwort,
welches im Angesichte Europas im Jahre 1815 verpfändet worden war,
zur Lüge zu machen, hatte seit dem Beschlüsse, dass die Bundesproto-
kolle nicht mehr veröffentlicht werden sollten., auch den Schein der Red-
lichkeit von sich geworfen, sich selbst aber hiermit die Vernichtungs-
urkunde ausgestellt. Denn niemals ist eine staatliche Einrichtung mit
so vernichtender Verachtung, so töbtlichem Hasse belegt worden, als
diese, und eine solche Last konnte nicht auf die Länge getragen werden.
Daher fand der Bassermann'sche Antrag auf ein Nationalparlament
(3. Februar 1848), obgleich er durch die gewaltigen Ereignisse der
nächstfolgenden Zeit weit überholt worden ist, damals so grenzenlosen
Beifall und eben darum warb dieser Antrag alsbald zur Parteisrage der
Liberalen erhoben. Als der Sturm in Paris den Julithron umgestürzt
hatte und als darauf das Banner der Republik von den Zinnen der
Notre-Dame wehte, da warb dem Bundestage klar, dass auch seine
Stunde gekommen, und in seiner Todesangst erließ er das berüchtigte
und mit unsäglichem Hohne aufgenommene Manifest vom ersten März,
in welchem er an das Volk appellirt, das er bisher mit souveräner Ver-
achtung behandelt und um alle Rechte betrogen hatte. Alle seine Con-
cessionen dienten aber nur dazu, ihn vollends zu vernichten. Schon am
3. März trat eine Versammlung von 51 Männern aus Baden, Würtem-
berg, Rheinbaiern, Rheinpreußen, Hessen, Nassau und Frankfurt in
Heidelberg zusammen, welche den Beschluss fasste, die Volksvertretung
beim Bundestage sofort in Ausführung zu bringen. Einer Commission
von 7 Männern wurden die Einleitungen hinsichtlich der Wahlart zu
der zu berufenden größeren Versammlung und hinsichtlich der Grund-
linien einer Verfassung übertragen. Die Berufung von Volksabgeord-
neten nach Frankfurt fand so allgemeinen Anklang, dass anr 31. März
eine Anzahl von 600 Männern zu dem Vorparlament zusammen-
trat. In langem Zuge, unter Kanonendonner und Glockengeläut be-
wegten sich diese Volksrepräsentanten vom Römer nach der Paulskirche,
in welcher das deutsche Volk zu Throne sitzen sollte. Schon in dieser
Versammlung, in welcher alle politischen Nüancirungen, vom Absolu-