1852 -
Leipzig
: Wigand
- Autor: Winderlich, Carl
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Dritter Zeitraum. Ii. Abschnitt.
von Ungarn her zeigte sich als vergeblich, und so kam es, dass sich, trotz
des heldenmüthigften Widerstandes, die unglückliche Stadt am 31. Oct.
auf Gnade und Ungnade ergeben musste. Jetzt begannen die Begna-
digungen „zu Pulver und Blei" und die Brigittenau wurde getränkt
mit dem Blute dieser Begnadigten, denen unter Anderen Messenhauser
und Rob. Blum beigesügt wurden, während Fröbel entlassen wurde
und Bcm, vr. Schütte u. A. m. entkamen. Solche harte Gewalt-
maaßregeln des Fürsten Windischgrätz stellten zwar die Ruhe her, ver-
hinderten aber eine aufrichtige Versöhnung zwischen Regierung und
Volk und basirten die Gewalt der ersteren auf die Spitzen der Ba-
jonnette.
Noch während der Belagerung war der Reichstag vom Kaiser für
geschlossen erklärt und zum 15. November nach dem mährischen Städt-
chen Kremsier berufen worden und wurde am 22. d. M. eröffnet. Am
2. December entsagte Kaiser Ferdinand der Krone zu Gunsten seines
Neffen Franz Joseph, eines 18jährigen Jünglings, und am 7. März
1849 wurde der Reichstag zu Kremsier gewaltsam aufgelöst, zu glei-
cher Zeit ward aber eine octroyirte Verfassung vom 4. März bekannt
gemacht, welche allerdings einige wichtige Freiheiten gewährte, aber schon
um ihrer Quelle willen mit Misstrauen ausgenommen wurde. Wien
demonstrirte sogar dagegen durch eine Bekränzunq der Gräber der März-
opfer (am 13. März 1849).
Mittlerweile war Ungarns Aufstand durch Koffuth's ungemeine
und umsichtige Thätigkeit vollständig organisirt worden und 160,000
Mann mit 280 Kanonen standen bereit, die Unabhängigkeit des Landes
zu vertheidigen. Das Heer stand unter Anführung von tüchtigen Feld-
herren, als: Görgey, Perczel, Bathyanyi, Kiß, Bem, Klapka rc.,
und die wichtigsten Festungen als: Essegg, Peterwardein, Munkacz,
Komorn u. a. waren oder kamen in ihre Gewalt. Kossuth schaffte durch
seine Banknoten das nöthige Geld. Anfänglich waren die kaiserlichen
Waffen vom Glücke begünstigt und Kossuth sähe sich selbst in Debreczin
gefährdet, allein die weitläufige Aufstellung der kaiserlichen Truppen
war gegen die mehr concentrirten ungarischen Heere zu ungünstig und
in Siebenbürgen focht Bcm mit äußerst günstigem Erfolge, so dass sich
der österreichische General Puchner gezwungen sähe, die Russen zu Hilfe
zu rufen, welche, 6000 Mann stark, am 31. Januar in Siebenbür-
gen einrückten. Bem trieb sie jedoch schon im Laufe des Februar wie-
der über die Grenze zurück, die Ungarn kämpften in der 2 tägigen Schlacht
(am 26. und 27. Februar) vonkapolna (unter Dembinski), nicht ohne
den Oesterreichern Achtung vor ihrer Tapferkeit abzuzwingen, und bald
darauf erfochten sie siegreiche Treffen bei Szolnok und Szegled (5. und
9. März 1849), bei denen sich Windischgrätz Unfähigkeit als Feldherr
glänzend herausstellte, wogegen er sich früher als tüchtiger Standrecht-
richter bewährt hatte. Er wurde später als unbrauchbar bei Seite ge-