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1. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 620

1852 - Leipzig : Wigand
620 Dritter Zeitraum. Ii. Abschnitt. Preußen die etwa nöthige Hilfe leisten könne und wolle, rief unter dem 14. Mai die Frankfurter Deputirten zurück und verkündigte im Vereine mit Hannover und Sachsen eine neue octroirte Verfassung nebst einem neuen Wahlgesetze. Diese Vorgänge riefen in ganz Deutschland einen Schrei der Entrüstung hervor und an vielen Orten brachen Aufstände aus, z. B. in Breslau (5.-7. Mai), in Köln, Düsseldorf, Elberfeld, Iserlohn, allein die preußische Regierung hatte noch Truppen genug, um den zur Durchführung der Reichsverfassung in Dresden ausgebrochenen Aufstand niederwerfen zu helfen (3. — 9. Mai). Wir schweigen von mancherlei in Dresden vorgekommenen Greueln einer cnt- st'ssclten Soldateska und bemerken nur noch, dass in Preußen selbst ein neues octroirtes Gesetz allen Commandanten die Verhängrmg des Be- lagerungszustandes anheimstellte und dass zahllose Verhaftungen die Reihen der Demokratie lichteten. Nach der Besiegung des Dresdener Aufstandes wandte sich Sachsen von Preußen, seinem Netter, ab, Oester- reich zu und steuerte aus die Zeit des alten Bundestages los. Als ent- schiedenste Maaßregel hierzu erscheint die Auflösung der Kammer und die Berufung des alten ständischen Landtages auf den 30. Juni, der jedoch erst am 26. Juli eröffnet werden konnte, weil sich die Mit- glieder zu spärlich einfanden. Die Hauptbewegung zur Durchführung der Reichsverfaffung erhob sich in der baierischen Pfalz und in Baden. Der frische Strom deut- scher Volksbewegung hatte sich, Dank der Fischnatur des „Edlen von Gagern" und seines Anhanges, in ein flaches Sandbett verlaufen, als er im Mai 1849 noch einmal anschwoll. Die vollendete Reichsverfassung von Frankfurt, wenn auch Vielen nicht entsprechend, ward nun das Pa- nier der deutschen Einheit, alle kleinern Fürsten hatten sich demselben be- reits zugewendet und überall, am entschiedensten aber in der Pfalz und in Baden, sprach sich das Volk dafür aus. Da die baierische Regierung jedoch auf die Einführung der Reichsverfaffung nicht einging, so entschied sich das Volk dafür, dass die Regierung gezwungen werden müsse, wobei sich auch viele königliche Beamte betheiligten. Eine Volksversamm- lung in Kaiserslautern und ein für die Pfalz niedergesetzter Landes-Ver- lheidigungs - Ausschuss nahmen eine ganz entschieden revolutionäre Färbung an und der von der Reichsgewalt nach der Pfalz abgeschickte Reichscommissär Eisenstuck machte mit den Aufständischen gemeinsame Sache. Die Reichsversammlung in Frankfurt erklärte die Pfalz unter den Schutz des deutschen Reiches gestellt. Die Pfalz, welche von Baiern als im Ausruhr begriffen proclamirt worden war, erhielt an Baden, wo man zwar die Reichsverfaffung mit Worten anerkannt, aber nichts zu deren Einführung gethan hatte, einen natürlichen Bundesge- nossen, der um so kräftiger und erwünschter war, als sich in Baden das Gerücht verbreitete, die Regierung sei zur Unterdrückung jeder Bewegung mit Preußen in ein enges Bündniss getreten. Den an einzelnen Or-
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