1869 -
Münster
: Coppenrath
- Autor: Welter, Theodor Bernhard
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 26
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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brach Zwietracht unter ihnen aus und brachte unsägliches Un-
glück über das Reich. Bürgerkriege, Empörungen und Grau-
samkeiten jeder Art füllen um diese Zeit größtentheils die
fränkische Geschichte aus. Die Regierung des Reiches über-
ließen sie ihrem ersten Diener, welcher Major domus oder
Hausmeier genannt wurde. Dieser führte das Heer an, be-
setzte alle öffentlichen Stellen, kurz er regierte fast unum-
ichränkt und ließ dem Könige bloß den leeren Namen und die
Schwelgerei im Innern seines Palastes. Zum Glück waren
unter den Majordömen Männer, die mit kräftiger Hand die
Zügel der Regierung führten. Die drei ausgezeichnetsten unter
ihnen waren Pipin von Heristal, Karl Martell und Pipin
der Kleine.
Pipin von Heristal, einem Schlosse an der Maas nahe
bei Lüttich, war um das Jahr 700 Hausmeier über das ganze
fränkische Reich. Er war ein kluger und unternehmender Mann.
Das ganze Volk achtete und liebte ihn. Auch der König
ehrte ihn, wie der Schwache den Starken ehrt. Ihm war es
ein Leichtes, die Würde eines Hausmeiers in seiner Familie
erblich zu machen. Auf ihn folgte sein Sohn Karl Martell,
der durch den Sieg über die Araber zwischen Tours und Poi-
tiers, im Jahre 732, den Ruhm der Franken selbst über die
Grenzen Europas verbreitete. Auch gegen die unruhigen Grenz-
nachbaren, die Sachsen und Friesen, führte er glückliche Kriege
und zwang sie zu einem Tribute.
Nach seinem Tode theilten sich die beiden Söhne, Karl-
mann, der väterlichen Verfügung zufolge als Major domus,
und Pipin, mit dem Beinamen der Kleine, das Reich,
gleichsam als ob es bereits ein erbliches wäre. Darauf kämpf-
ten sie in brüderlicher Eintracht gegen die Herzoge von Aqui-
tanien, Bayern und Schwaben, welche sich für den letzten
Merovinger, den geistesschwachen Childerich lll., erhoben hat-
ten. In Karlmann's Gemüthe hatte sich jedoch inzwischen der
Entschluß befestigt, der Welt zu entsagen und die Herrschaft
mit dem Kloster zu vertauschen. Von Pipin in dem frommen
Vorsatze bestärkt, begab er sich nach Rom, wo er von dem