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1. Lehrbuch der Weltgeschichte für Schulen - S. 305

1869 - Münster : Coppenrath
305 und das Ende der Dinge war nicht abzusehen, da kein kaiser- liches Heer vorhanden war, um den Fortschritten des noch jüngst verhöhnten Schneekönigs Einhalt zu thun. Dieser herrschte jetzt wie in einem eroberten Lande. Fast überall ließ er sich als Landesherr huldigen, in Würzburg sogar eine schwedische Landesregierung einrichten. Selbst dem geächteten Pfalzgrafen Friedrich gab er die wiedergewonnene Pfalz nicht zurück. — Bei dem Andrange so ungeheuerer Gefahr sollte Wallenstein abermals der Retter werden. Während jener Vorfälle hatte Wallen st ein in Zurück- gezogenheit auf seinen Gütern gelebt und von fern dem Krie- gesspiele zugesehen, voll Schadenfreude über dessen Wechsel; denn sein Herz kochte vor Rache. An seinem Hofe herrschte kaiserliche Pracht; ein Fest drängte das andere. Er sah es gern, wenn Alle um ihn her sich der ausgelassensten Fröhlich- keit überließen, während er selbst ernst und finster blieb und jeden Anwesenden mit argwöhnischem Blicke beobachtete. Er selbst trug gewöhnlich nur einen Reiterkoller von Elennshaut, eine rothe Leibbinde und einen scharlachenen Mantel, aus dem Kopfe einen hochgestutzten Hut mit einer herabwallenden rothen Straußfeder, an den Füßen große Stulpstiefel. Voll Grausen blickten die Wachen auf, wenn der finstere Mann in nächtlicher Stille einsam auf dem Schloßhofe daherwandelte, um seine Sterne zu befragen. An ihn schickte der Kaiser bei der neuen Gefahr des Rei- ches Gesandte, die seinen gekränkten Stolz versöhnen und ihn bewegen sollten, ein neues Heer für den Kaiser zu werben. Wallenstein verbarg seinen Triumph und empfing die Ge- sandten mit scheinbarer Kälte. „Ich bin nicht gesonnen," sprach er, „mir eine undankbare Arbeit aufzubürden; ich lebe als Privatmann recht zufrieden und wünsche, meine Tage in Ruhe zu enden." Als aber die Gesandten mit den dringend- sten Bitten und rührendsten Vorstellungen ihm zusetzten, ver- tprach er endlich, innerhalb dreier Monate ein Heer kür den Kaiser zu werben. Welter's Auszug, 26. Aufl.i 20
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