1858 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Höhere Bürgerschule, Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Bürgerschule, Höhere Realschule, Gymnasium, Privatanstalt, Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
A. Morgenlandische Völker.
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7. Das Volk Israel.
tz. 16. Während die ganze Welt die unsichtbare Gottheit in den Kräften
und Erscheinungen der Natur und des Himmels erkannte und verehrte, be-
wahrte ein Hirtenvolk semitischen Ursprungs in Mesopotamien den Glauben
an Einen Gott, der als Schöpfer und Erhalter des Weltalls über dem wech-
selnden Naturleben stehe. Abram (Abraham) der „Hebräer", einer der Abraham
Stammväter dieses Nomadenvolks, verließ mit seinen Heerden, Knechten und
Mägden und seines Bruders Sohn Lot seine heimathlichen Triften und ließ
sich im „Lande Canaan" (Palästina) nieder, wo sie das Hirtenleben fort-
setzten und von den Einwohnern die von jenseit gekommenen Fremd-
linge (Hebräer) genannt wurden. Isaak, den Sarah dem Abraham im Isaak,
hohen Alter gebar, pflanzte sein Geschlecht fort, während Jsmael, Abra-
hams Sohn von seinem Kebsweibeh ag ar, in die Wüste zog und als Stamm-
vater der Araber angesehen wird. Isaak vermählte sich mit Rebekka, einer
seiner rechtgläubigen Verwandten, die ihm zwei Söhne, Esau und Jakob, Jakob,
gab. Durch die Lift seiner Mutter wurde gegen den bisherigen Brauch der
jüngere Sohn Jakob für das Oberhaupt des Stammes erklärt, konnte jedoch
erst nach langer Prüfungözeit zum Besitze seines Erbes gelangen. Jakob hatte
12 Söhne; da aber seine Liebe vorzugsweise auf Joseph ruhte, den ihm seine Joseph
geliebte Rahel geschenkt, so faßten die andern, von Neid erfüllt, den Vorsatz, 1s00,
sich ihres Bruders zu entledigen und verkauften ihn an vorbeiziehende Kauf-
leute, die ihn nach Aegypten Mitnahmen. In Aegypten widerstand Joseph den
Lockungen der Sünde und hielt fest an der Tugend; darum belohnte ihn Gott
mit Glück und Weisheit. Durch seine Geschicklichkeit im Traumdeuten erwarb
er sich die Gunst des ägyptischen Königs und gelangte zu hohen Würden und
Ehren. Er rettete das Land vor Hungerönoth und machte alles Feld dem Pha-
rao eigen, daß das Volk fortan die Aecker im Erbpacht gegen Abgabe des Fünf-
ten bebaute. Dadurch erwarb sich Joseph solches Ansehen, daß ihm gestattet
wurde, seinen Vater und seine Brüder nach Aegypten zu berufen, wo ihnen
das fette Weideland Gosen in Unterägypten angewiesen wurde. Hier weide-
ten sie in der Gegend von Heliopolis Jahrhunderte lang ihre Heerden. Joseph
blieb die Lieblingsgestalt der morgenländischen Dichtung und Sage. (Nach
Jakobs Beinamen Israel wurden von nun an die Hebräer gewöhnlich Is-
raeliten genannt.)
§. 17. Anfangs ging es den Israeliten in dem weidereichen Gosen gut.
Als aber Joseph gestorben war und neue Könige an die Regierung kamen, die
von Josephs Verdiensten nichts wußten, da trieb Fremdenhaß und Verachtung
des Hirtenstandes die Aegypter zur Härte und Grausamkeit gegen die Fremd-
linge. Man fing an, sie durch harte Frohndienste zu drücken und als sie sich
trotz des Drucks so zahlreich vermehrten, daß die Aegypter zuletzt von ihrer
Ueberzahl Gefahr fürchteten, da gab der Pharao Befehl, alle neugeborenen
Knäblein im Nil zu ertränken. Dieses Schicksal hätte auch Moses betroffen, Moses
wenn sich nicht die Königstochter, die gerade am Ufer lustwandelte, als er er- 1>00‘
tränkt werden sollte, des Kindes erbarmt und ihn gerettet hätte. Moses kam
an den ägyptischen Hof, wo er sorgfältig erzogen und in aller Weisheit unter-
richtet ward. Die Ermordung eines Aegypters, den er einen Israeliten beim
Lastarbeiten mißhandeln sah, nöthigte ihn in seinem vierzigsten Jahr zur Flucht
in die arabische Wüste, wo ihm der hohe Gedanke eingegeben wurde, Retter
seines Volks aus ägyptischer Knechtschaft zu werden. Der Pharao weigerte
Weber, Weltgeschichte. 5. Aufl. y