1858 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Höhere Bürgerschule, Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Bürgerschule, Höhere Realschule, Gymnasium, Privatanstalt, Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Geschichte der alten Welt.
§. 48. Die sieben Weisen. Pythagoras. Periander von Korinth
und Solon von Athen wurden den sieben Weisen beigezählt; unter den übri-
gen war Thal es von Milet, der Schöpfer der ionischen Philosophen-
schule, am berühmtesten. Ihre Grundsätze und praktische Lcbensregcln legten sie
in kurzen Denksprüchen nieder, wie: „Jegliches vorbedacht!" (Periander);
„Nimmer zu sehr! "(Solon); „Bürgschaft bringet dir Leid ! " (Thal es) ; „Maaß
zu halten ist gut!" (Kleobülus); „Wohl erwäge die Zeit!" (Pittakus von
Mitylene); „Mehrere machen es schlimm!" (Bias); „Kenne dich selbst!" (Chi-
lon von Laeedämon). — Einer der bedeutendsten Männer dieser Zeit, der sich
^ aber nicht Weiser (Sophos), sondern Weisheitsfreund (Philosophos)
rasnannte, war Pythagoras von Samos, der Begründer des pythagoreischen
geb. 584. Bundes, welcher in Krot o n und andern Städten Unteritaliens viele Anhänger
zählte und großes Ansehen genoß. Die Mitglieder führten eine mäßige, sittlich-
strenge Lebensweise, hatten gemeinschaftliche Uebungen und Mahlzeiten und waren
ihrem Meister mit der größten Ehrfurcht zugethan. Sie übten sich in Mathe-
matik, Geometrie und Musik, wie denn Pythagoras auch als Erfinder des
pythagoreischen Lehrsatzes bekannt ist.
e) Die lyrische Dichtung.
§. 49. An den Höfen der Tyrannen herrschte ein heiteres Leben, wobei Dich-
ter und Sänger gern gesehen waren. Zu den Genüssen und Freuden, denen man
hier nachstrebte, paßte das ernste Heldengedicht nicht, daher kam eine leichtere und
kürzere Gattung von Poesie auf, die man Lyrik nannte, weil ihr Zweck war, zu
der Leier (Lyra) gesungen zu werden. Ursprünglich waren daher alle lyrischen
Gedichte heitere Lieder, die zum Genuß des Lebens aufsorderten, weil cs von kurzer
Dauer sei, die Wein und Liebe priesen, weil durch sie Kummer und Sorge ver-
^333* scheucht würden. In dieser Gattung ist besonders Anakreon von Teos in Jo-
nien, der an verschiedenen Höfen lebte und als 85jähriger Greis um 474 starb,
der berühmteste; daher man solche Lieder auch anakreontische nennt. — Gibt
ihm die Kürze des Lebens und die Vergänglichkeit alles Irdischen Veranlassung,
zum heitern Genuß des Daseins aufzufordern, so finden Andere darin die Ursache
zur Trauer und Schwermuth und klagen über den Unbestand und die Hinfälligkeit
alles Erdenglücks oder weisen ans die höheren und dauernden Güter, auf Tugend,
Seelenstärke und Treue hin. Diese Gattung heißt man Elegie, und das dabei
gewöhnliche Versmaaß ist der Herameter in Verbindung mit dem Pentameter (D i-
stich a). Die bekanntesten Elegiendichtcr sind Mimnermus von Kolophon und
0.600. Simonides aus Keos. Diejenigen lyrischen Gedichte, in denen ein höherer
"des"' Schwung herrscht und worin der Dichter mit Begeisterung oder Leidenschaft und
S5w- in feierlicher Sprache einen erhabenen Gegenstand besingt, heißen Oden. In dieser
Gattung zeichnete sich die durch ihr Liebesleid und ihren Selbstmord bekannte Dich-
ffavvho terin Sappho von Lesbos aus. Aber erst der Thebaner Pindar (§. 42.) führte
Pi "dar die Ode zur Vollendung. Später rechnete man zur lyrischen Poesie jede kürzere
424\— Dichtungsgattung, wenn sie auch nicht zur Musik gesungen werden konnte. So die
Satire, deren Zweck ist, die Laster und Gebrechen der Menschen mit Spott zu
strafen, um dadurch Besserung und Belehrung zu bewirken. Als der erste Sati-
rikcr wird Archilöchus aus Paros, der Erfinder der Jamben genannt, dem
v. 700. Alc äus aus Mitylene, der freiheit-begeisterte Bekämpfer der Tyrannen, würdig
c^eio. zur Seite steht. So ferner die T h i e rf a b e l, eine kurze Erzählung, wo Thiere
handelnd und redend austreten und deren Zweck eine Lebensregel oder Lehre ist. In
c.sso. dieser Gattung hat Aesöpus, ein phrygischer Selave, dessen Lebcnsgeschichte im
Dunkeln liegt und durch fabelhaste Sagen entstellt ist, eine große Berühmtheit er--