1858 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Höhere Bürgerschule, Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Bürgerschule, Höhere Realschule, Gymnasium, Privatanstalt, Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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B. Die griechische Welt.
in der Nähe gesehen. Die Vertheidigungsanstalten des alten Königs Agesiläus
und die entschlossene Haltung der Spartaner, deren Frauen und Kinder sogar
Hand anlegten, hielten ihn jedoch von feindseligen Angriffen ab. Großherzig
sühnte er dagegen ein altes Unrecht. Errief die Mes sen i er zur Freiheit auf
und gab den aus der Fremde heimkehrenden Nachgebornen das Land der Väter
mit der neugegründeten Stadt Messene zurück. Jetzt geboten die Thebaner
in Griechenland und Epaminondas durchzog wiederholt den Peloponnes. Als
er einige Jahre später zum viertenmal daselbst erschien, um den neugebildeten
Bundesstaat in Arkadien mit der Hauptstadt Megalop ö lis, der in stolzer
Ueberhebung nach der Hegemonie strebte, zu züchtigen, stellten sich ihm die
Spartaner, mit denen sich ein Theil der Arkadier verbunden hatte, unter des
Agesilaus Führung entgegen und lieferten ihm die Schlacht von Mantinea. 362-
In dieser siegten zwar die Thebaner, aber ihr Sieg war durch den Tod des
Epaminondas theuer erkauft. Einwurfspeer war ihm in diebrust gedrungen;
aber erst als er die Niederlage der Feinde erfuhr, ließ er denselben aus der
Wunde ziehen und hauchte dann seine Heldenseele aus. Zwei Jahre früher
war der kühne Pelopidas in Thessalien umgekommen und im folgenden Jahr
starb auch der 80jährige Agesiläus, der Sparta's höchste Macht und tiefsten
Verfall gesehen. Epaminondas war hochsinnig, kriegserfahren und so gerecht,
so uneigennützig und so arm wie Aristides; im Gefühle seiner Menschenwürde
und seines höhern Strebens verachtete er Schätze und Genüsse und der einzige
Mantel, den er besaß, zierte ihn mehr als alle Reichthümer gethan hätten.
Seinem Tod folgte eine allgemeine Erschlaffung in Griechenland.
7. Griechenlands Slitthezcit in Literatur und Kunst.
§. 71. Während die Griechen durch innere Kämpfe ihre Kräfte ausrieben
und ihr Staatsleben verkümmerte, gelangten die redenden und bildenden
Künste zur höchsten Vollendung. Die dramatische Poesie oder Bühnen-
dichtung, die ursprünglich mit den religiösen Festen des Wcingottcs Dionysos in
Verbindung stand, wurde durch die drei großen Dichter Ae sch plus, Sopho-
kles und Eu rip id es auf eine bewunderungswürdige Höhe geführt. Die Lebens-
zeit dieser drei Männer, die das ernste Drama (Tragödie, Trauerspiel)
ausbildeten, läßt sich an die Schlacht von Salamis anknüpfen, indem der 45jährige
Aeschylus in den Reihen der Kämpfer focht, der 15jährige Sophokles an der nach
der Schlacht angeordneten Siegesfeier im Chore der Jünglinge Antheil nahm, Euri-
pides aber an demselben Tage geboren ward. In den sieben Stücken des Aeschy-^'A^
lus (der gefesselte Prometheus; die Perser; Agamemnon u. a.) erkennt man die 436.
große Zeit der Perserkriege, wo eine edle Begeisterung für Freiheit und Vaterland
die Seelen der Griechen durchdrang. Seine Stücke, die der kühne Gedankenflug
und die feierliche, schwungvolle Sprache hie und da dunkel und schwierig machen,
athmen Ehrfurcht vor den Göttern, Achtung vor den alten Ordnungen und das
Selbstgefühl einer hohen Menschenseele. — In S oph 0kl es' Tragödien, von de- Sopho-
nen uns ebenfalls sieben erhalten sind (Antigone; Oedipus; Elektra u. a.) erkennt —403^
man das perikleische Zeitalter mit seiner Bildung und geistreichen Geselligkeit, da-
her diese Stücke als unerreichte Muster der Schönheit und harmonischer Vollendung
dastehcn. — Euripides, von dem wir neunzehn Stücke besitzen (Medea; He- ^0—*
käbe; Jphigenia; Phönizierinnen u. a.) gehört einer verweichlichtern Zeit an, 406.
wo die Regungen des Gemüths und das Gefühlsleben stärker hervortrcten und dek
Dichter die zarteren Empstndungen mehr beachten und Pflegen mußte. Er verweilt
daher mit Vorliebe bei Gerichtsscenen, an denen die Athener besonders Wohlgefal-