1858 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Höhere Bürgerschule, Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Bürgerschule, Höhere Realschule, Gymnasium, Privatanstalt, Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Die Völkerwanderung.
Mißbrauch der Herrschergewalt strafen und zügeln dürfe. „So wurde diekirche
der Hort der Volksfreiheit, und Heilige übernahmen die Rolle von Volkstri-
bunen." — Theodostus war ein eifriger Verfechter des katholischen Chriften-
thumö. Er verbot und verfolgte den Arianismus, untersagte den Gebrauch der
Opfer und Weissagungen und gestattete, daß die heidnischen Tempel geplündert
und zerstört wurden. Nunmehr erlosch das heilige Feuer der Vesta, die Orakel 395‘
und Sibyllen verstummten und die heidnische Götterwelt erlag dem Glauben
an den gekreuzigten Heiland. — Bei seinem Tode übertrug Theodostus das
Morgenland mit J l lyrien seinem achtzehnjährigen Sohne Arcadius, demarcadius
der Gallier Rufinus zur Seite stand, indeß der eilfjährige Honorius unter
der Leitung des staatsklugen und kriegskundigen Vandalen Stilicho das Honorius
Abendland beherrschen sollte. Von dem an blieb das Reich getrennt.
2. wcslgothen. Gurgundeo. Sandalen.
§. 177. Neid auf Stilicho trieb Rufinus an, den kühnen Weftgothen-
könig Alarich zum Einfall in die Provinzen des abendländischen Reichs zu
reizen. Mordend und raubend durchzogen sofort die Gothen Thessalien, 39b’-
Mittelgriechenland und die Landschaften des Peloponnes, die Reste
griechischer Bildung unter ihren Füßen zertretend, bis sie, von Stilicho's Hee-
ren umringt, zum Rückzug genöthigt wurden. Einige Zeit nachher fiel Alarich
in Oberitalien ein, drang verheerend an den Po-Ufern hinauf, erlitt aber
in zwei unentschiedenen Schlachten (bei Pol lenti a und Verona) gegen
Stilicho solche Verluste, daß er nach Jllyrien zurückzog, um günstigere Tage i03-
abzuwarten. — Kaum war dieser Reichsfeind zurückgedrängt, als mächtige
Schaaren heidnischer Germanen, Vandalen, Burgunder, Sueven u. Ä.
unter dem Herzog Radagais in Italien einbracheu, Städte und Dörfer zer-
störten und Alles mit Mord und grausenhafter Verwüstung füllten. Aber auch
diese erlagen in der Schlacht von Fäsnlä oder Florenz Stilicho's Kriegs- ^«6.
kunst. Ihr Anführer fiel; Tausende sanken unter dem Schwert der Sieger oder
kamen durch Hunger und Krankheit um; Andere traten in römischen Sold.
Die Trümmer des Heeres warfen sich auf Gallien, wo nach langen Verhee-
rungen die Burgunder sich an der Rhone und am Jura niederließen und das
burgundische Reich gründeten, das vom Mittelmeer bis zu den Vogesen
(Wasgau) reichte. Die Vandalen und Sueven dagegen überschritten die
Pyrenäen und erkämpften sich Wohnsitze in Spanien und Portugal, die sie je-
doch nach zweijahrzehnten wieder aufgaben und unter dem Vandalenkönig (430.)
Geiserich nach Afrika übersetzten (§. 179).
§. 178. In seiner Bedrängniß hatte der wackere Stilicho mit Alarich ein
Freundschaftsbündniß geschlossen und ihm einen jährlichen Tribut bewilligt.
Dies benutzten seine Feinde zu einer Anklage auf Hochverrath und bewirkten
seine Hinrichtung in Ravenna. Da rückte Alarich, ergrimmt über die Entzie-
hung des Tributs und von Stilicho's Anhängern um Schutz angegangen, in 4°8'
Italien ein, belagerte Rom und zwang die geängstigten Einwohner, mit
Gold, Silber und kostbaren Gewändern die Gnade des Siegers zu erkaufen.
Als aber der Hof von Ravenna Alarichs Friedensanträge hochmüthig zurück-
wies, erschien der Gothenfürst wiederholt vor den Mauern der einst weltbe-
herrschenden Stadt, erstürmte sie endlich bei nächtlicher Weile und gestattete 410.
seinem Heere eine dreitägige Plünderung. Bald darauf starb der Held in des
Lebens Blüthe in Unteritalien. Sein Sarg und seine Schätze wurden, der Sage
nach, in dem abgeleiteten Flüßchen Busento in die Erde gesenkt. Sein
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