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1. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 154

1858 - Leipzig : Engelmann
154 Das Mittelalter. Städtc- rvesen. Minoriten verbreitete sich schnell über alle Länder. Gleichzeitig mit den Fran- ziscanern, die sich mit der Zeit in mehrere Zweige theilten, entstand der von einem vornehmen gebildeten Spanier (Dominicas) gestiftete Orden der Domini- can er oder Predigermönche, Deren nächstes Ziel die Reinerhaltung des herr- schenden Glaubens und die Vertilgung aller ketzerischen Ansichten waren. Die Be- kehrung der Albigenser (§. 228. 4), unter denen der Stifter lange verweilte, war die nächste Aufgabe des Ordens, dessen Glieder gleichfalls das Gelübde gänzli- cher Armuth ablegtcn und durch Entbehrung und strenge Andachtsübungen den Himmel zu erwerben trachteten. Darum wurden ihnen auch die Inquisitions- Gerichte mit ihren schrecklichen Verhören, Kerkern und Strafen übertragen. Die Strenge, womit Konrad von Marburg und seine Genossen dieses Richtcramt in Hessen und Thüringen ausübten, erregte den Groll des Volkes in solchem Grade, daß es den Ketzerrichtcr erschlug und der Glaubensverfolgung, deren Andenken sich noch bis zur Stunde in dem „Ketzerbach" bei Marburg erhalten hat, ein Ende machte. Die Bettel-Orden waren die mächtigste Stütze des Papstthums, von dem sie daher auch mit den größten Vorrechten begabt und der Gerichtsbarkeit der Landesbischöfe entzogen wurden. Die Minoriten besaßen das Herz des Volks, an dessen Leiden und Freuden sie Theil nahmen und wirkten daher hauptsächlich als Seelsorger; die Dominicaner widmeten sich den Wissenschaften, füllten allmählich die Lehr- stühle auf den Universitäten und zählten die größten Kirchenlehrer unter ihren Mit- gliedern. §. 246. 3) Dem Nähr st ande gehörten die Land- und Städtebewohner an, die den Geschäften des Friedens oblagen. Anfangs begriff man, wenigstens in Deutschland, unter dem Nährstand ausschließlich den Bauernstand, der größ- tentheils unfrei am öffentlichen Leben keinen Theil hatte. (In den Ländern, die früher Bestandtheile des römischen Reichs waren, haben die Römerstädte sich erhal- ten und fortentwickelt.) Als aber durch die Bemühungen der sächsischen und hohenstaufischcn Kaiser die Zahl der Städte zunahm und sich viele Landbewoh- ner in denselben ansiedelten, spaltete sich der dritte Stand in Bürger und Bauern und erwarb sich allerlei Rechte und Freiheiten. Die deutschen Städte zer- fielen in Reichsstädte, die unmittelbar unter dem Kaiser standen und bei den Reichstagen vertreten waren, und in L a n d st ä d t e, die zu dem Gebiete eines Landesfürsten oder Bischofs gehörten. Jene waren sowohl die ältesten als die reich- sten und mächtigsten, und in ihnen bildete sich das mittelalterliche Städtewesen aus. Mit der Zeit erhielten die Stadtgemeinden durch Schenkungen, Kauf oder Vertrag (Handfesten) gewisse Hoheitsrechte z. V. städtische Gerichtsbarkeit, Münz- recht, Markt-, Zoll-, Stapelrecht u. dergl. Die Einwohner der deutschen Reichs- städte, besonders im Süden, bestanden ursprünglich, wie im alten Rom, aus freien Patriziergeschlechtern und aus zinspflichtigen hörigen Gewerbs- und Ackers leu ten, die als Hintersassen oder Schutzbürger keinen Antheil an den bürgerlichen Rechten besaßen. Aus jenen wurde der Sch öffenrath gewählt. Mit der Zeit bekämpften die untern Bürger die Herrschaft der Patrizierfamilien. Zu dem Zweck trat der Handwerkerstand in Zünfte und Innungen zu- sammen , wodurch ein Gemeingeist geweckt und eine Erstarkung des untern Bürger- standes bewirkt wurde. Balv erlangten die Handwerkerzünfte, deren Kraft in den derben Fäusten der „Gesellen" bestand, solche Macht, daß sie sich nicht nur al- lenthalben bürgerliche Rechte und Antheil an der städtischen Verwaltung erkämpften, sondern daß in sehr vielen Städten das aristokratische Geschlechterregiment durch eine demokratische Zunftregierung verdrängt wurde. Die Zünfte zogen unter der Leitung ihrer Zunftmeister mit eigenen Fahnen ins Feld und schützten die Freiheit nach Außen, wie sie dieselbe im Innern zu erringen und zu behaupten ge-
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