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1. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 158

1858 - Leipzig : Engelmann
158 Das Mittelalter. Januar 1236. rigen, die Statuen der Heiligen, die mannichfalkigen Verzierungen, Reliefe und Symbole, die Blumen, die aus jeder Spitze emporblühen und mit einem Kreuze in Beziehung stehen — Alles deutet auf die christliche Religion und auf das Ringen der Welt und Menschenseele nach dem Göttlichen. Eben so haben auch die Schnitz- werke in Holz und Elfenbein, die kunstreichen Gußarbeiten, die Bilder über den Altären, auf den Fenstern, an den Pfeilern und Decken eine innige Beziehung auf Religion und Kirche. Die Aufgabe der mittelalterlichen Kunst schien die zu sein, die ewigen Ideen des Glaubens unter einer finnbildlichen Form auszudrücken und der innern Anschauung näher zu führen; darum tragen auch die altern Gemälde alle den Charakter der Ruhe an sich, weil Ruhe das Wesen des Göttlichen ist, aber eine Ruhe voll Leben und Wirken; daher fügte eine glänzende Farbenpracht der großen Einheit wieder die Mannichfaltigkeit, der Ruhe die Bewegung bei. — Auch die feierlichen Töne der alten Kirchenmusik mit dem ergreifenden Orgelspiel dienten der religiösen Andacht und in dem zur innern Sammlung auffordernden Glockengeläute sollte die Sehnsucht zum Höhern in der Seele des Menschen geweckt werden. V. Verfall des Ritterwesens und Entartung der Kirche. 1. Das Lrvischcnrcich (Interregnum) 1250—1273. §. 250. Nach dem Tode Friedrichs Ii. trat für Deutschland eine verhäng- uißvolle Zeit ein. Auswärtige Fürsten ohne Macht und Einfluß führten den Kaisertitel, indeß im Innern Unordnung und Gesetzlosigkeit waltete und nur der Starke sich Recht zu verschaffen vermochte (Faustrecht). Als Wilhelm von Holland (§. 237.) im Kampf wider die tapfern Friesen gefallen war, lenkte der Erzbischof von Köln die Wahl auf den reichen Richard von Cornwallis, den Bruder des Königs von England, während der Erzbi- schof von Trier und sein Anhang Alfons X. den Weisen von Castilien mit dem Kaisertitel zierten. Jener fuhr einigemale mit Schätzen beladen den Rhein herauf, um die Habgier der Fürsten, die ihn gewählt, zu befriedigen; der letztere besuchte nie das Reich, zu dessen Herrschaft er berufen war. In die- ser „kaiserlosen" Zeit suchten die Fürsten und Bischöfe ihr Gebiet zu vergrößern und Rechte an sich zu reißen, während die Ritter und Vasallen ihre Stärke zu Raub und Wegelagern mißbrauchten. Von ihren Burgen herab, die, wie noch jetzt deren Ruinen beweisen, an den Ufern schiffbarer Flüffe oder an der Seite belebter Heerstraßen angelegt waren, führten sie ein wildes Raubleben, schleppten Reisende in ihre Burgverließe, um schweres Lösegeld zu erpressen, plünderten die Güterwagen der Handelsstädte und trotzten hinter ihren festen Mauern den machtlosen Gesetzen und Gerichten. Diesem Zustande des Faust- rechts suchten zu steuern: 1) die heilige Fehme, ein altes in Westphalen „auf der rochen Erde" heimisches Gericht, dem der Erzbischof Engelbrecht von Köln größere Verbreitung und Macht gab, und das unter dem Vorsitz eines Stuhl- herrn zu Dortmund in geheimer Gerichtssitzung über Frevel und Blutschuld erkannte, und 2) die von vielen Städten zu gegenseitigem Schutz geschlossenen Bündnisse. Unter diesen Städtebündnissen waren besonders die norddeutsche Hansa, welche Hamburg, Lübeck, Bremen, Wismar, Rostock, Stralsund, Riga und viele andere Handelsstädte umfaßte, und der von Worms, Mainz, Speyer, Straßburg, Basel u. a. O. geschlossene rheinische Städtebund, dem auch einige Fürsten beitraten, von Wichtigkeit. Die Städte bildeten den einzigen Lichtblick in diesen dunkeln Zeiten; sie ver-
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