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1. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 159

1858 - Leipzig : Engelmann
159 Verfall des Ritterwesens und Entartung der Kirche. traten den Gedanken an eine Fortentwickelung der nationalen Gesellschaft und hielten den Glauben an die Zusammengehörigkeit fest. Sehr hart war dagegen das Loos des unfreien Bauernstandes. In den ritterlichen Fehden wur- den oft die Dörfer und Höfe niedergebrannt und die Ernte verwüstet; die Jagden wie das Wild waren den Saaten verderblich, die persönlichen Leistun- gen und Abgaben waren endlos; ohne Recht und Schutz der Gesetze war der unfreie Mann den härtesten und entehrendsten Strafen ausgesetzt. 2. Entstehung der Habsburger Macht und der Schweizer Eidgenossenschaft. §. 251. Während des Zwischenreichs hatten sich viele Fürsten und Bischöfe Landeshoheit (Territorialrecht) angeeignet. Um nun das Erworbene nicht wieder einzubüßen suchten die Großen, von denen damals die Wahl (Kur) vorzugsweise ausging, und die daher Kürfürsten genannt wurden, die Erhebung eines an Land und Leuten mächtigen Fürsten zu hintertreiben. Zugleich bedurfte man aber doch eines kräftigen Mannes, welcher im Stande wäre, der herrschenden Gesetzlosigkeit zu steuern und die drohende Uebermacht des Königs Ottokar von Böhmen, Mähren und Oe st reich zu brechen. Alle diese Eigenschaften besaß Graf Rudolf von Habsburg, auf den jetzt der Rudolf ihm befreundete Erzbischof von Mainz die Wahl lenkte. Seine mäßigen ®™ur Stammgüter im Elsaß und in der Schweiz flößten den Wahlsürsten keine'1273— Furcht ein; seine Tapferkeit, Kraft und Klugheit waren längst erprobt und an- 1291 erkannt, und was seine Erhebung besonders förderte, war seine Frömmigkeit und die Zuneigung, die er stets der Kirche und dem Klerus bewiesen. Als da- her Rudolf dem Papste und den deutschen Fürsten den Fortbestand ihrer errun- genen oder angemaßten Gebiete und Rechte zugesichert hatte, wurde die Wahl allgemein anerkannt und Alfons von Castilien zur Entsagung gebracht. Rur Ottokar verweigerte die Huldigung und erschien nicht auf dem angekün- digten Reichstag. Da erklärte ihm Rudolf den Krieg, rückte unter dem Bei- stände seiner Schweizer und Elsässer und der deutschen Fürsten, die er durch Verheirathung mit seinen zahlreichen Töchtern an sein Haus geknüpft, in das Gebiet des Feindes und gewann den glorreichen Sieg auf dem March- felde. Ottokar fand in der Schlacht seinen Tod; seinem Sohne Wences- 12js laus verblieb nur Böhmen mit Mähren; die übrigen Länder, Oe streich, Steher mark und Krain, verlieh Rudolfseinen Söhnen und wurde dadurch der Gründer des habsburgisch-östreichischen H auses. §. 252. Da Rudolf von Habsburg jede Einmischung in Italiens Ange- legenheiten mied, so konnte er seine Kräfte ungetheilt den deutschen Landen zuwenden. Durch eine Reihe von Feldzügen und Kämpfen, besonders in Schwaben gegen den raubsüchtigen Eberhard von Würtemberg und in Burgundien, gelang es ihm, viele dem Reiche entfremdete Lehen, Güter, Rechte und Gefälle wieder zu erwerben. Sein größtes Verdienst aber bestand in der Sicherung des Landfriedens und der Herstellung gesetzlicher Ordnung. Er zog im ganzen Reiche umher und hielt strenges Gericht über den Raubadel. Ließ er doch allein in Thüringen 29 Raubritter hinrichten und 66 Burgen zerstören; und in Franken und am Rhein bezwang er in einem einzigen Jahr über 70 Schlösser. Auf einem dieser Züge starb er in hohem Alter zu Germersheim und wurde in Speyer begraben. Seine Einfachheit, Tugend ,291. und Rechtschaffenheit verschafften ihm nicht weniger Achtung als sein Verstand,
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