1858 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Höhere Bürgerschule, Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Bürgerschule, Höhere Realschule, Gymnasium, Privatanstalt, Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Verfall des Rittcrwesens und Entartung der Kirche.
(vom Stegreif) lebten, ahmten das Beispiel ihrer Feinde nach und stärkten sich
durch Ritterbündnisse (die Sch leg l er; der Löwen- und H örnerbund
u. a.). Beide Bundesgenossenschaften lagen in unaufhörlichen Kämpfen mit
einander, bis endlich die Ermordung des Bischofs von Salzburg durch einen
bayerischen Herzog den großen Städtekrieg herbeiführte, der das südliche ,388.
Deutschland mit schwerer Roth heimsuchte. In Bayern waren die Bürger sieg-
reich ; in Franken hielt die Tapferkeit der Nürnberger das Kriegsglück schwan-
kend; aber in Schwaben, wo der tapfere Städtefeind Eberhard der
Grein er von Würtemberg an der Spitze des Adels stand, erlitten sie bei
Döffingen großen Schaden und bei Worms und Frankfurt erlagen sie den
stahlsesten Reihen der Ritter aus Hessen und Pfalz. Desto siegreicher kämpfte
um dieselbe Zeit der Schweizerbund gegen den süddeutschen Herrenstaud.
Herzog Leopold von Oe streich überzog mit einem Heer gewappneter Ed-
len, die ihn als die Blume der Ritterschaft ehrten, die freiheitliebenden Eid-
genossen. Aber in der Schlacht von Sempach, wo der hochherzige Arnold w86.
von Winkelried aus Unterwalden seinen Landsleuten in die geharnischten
Reihen der Ritter „eine Gasse bahnte," indem er eine Menge Lanzen erfaßte und
sich in die Brust grub, erlag der stolze Herzog mit656edlen unter denkolben-
schlägen helvetischer Landleute. An diesem Tage erloschen viele altehäuser und
der Glanz der fürstlichen Hoflager ging auf lange Jahre unter.
§. 262. Das Unvermögen des Kaisers, der herrschenden Verwirrung zu
steuern, bewog endlich die Kurfürsten auf einer Versammlung in Lahnstein 'wo.
Wenzels Absetzung auszusprechen, weil er der Kirche nicht zum Frieden verhel-
fen, dem reichen und klugen Galeazzo Visconti in Mailand den Herzogs-
titel verkauft, den Landfrieden nicht gehandhabt und in Böhmen grausam und Ruprecht
tyrannisch regiert habe. Statt seiner wurde Ruprecht von der Pfalz, der falz
Enkel jenes Ruprecht, der im Jahre dersempacherschlacht die Universität mo.
Heidelberg gegründet hatte, zumkaiser gewählt. Aber auch dieser war,trotz w86.
mancher guten Eigenschaften, den schwierigen Verhältnissen nicht gewachsen.
Er mußte geschehen lassen, daß eine Anzahl Fürsten und Städte Süddeutsch-
lands hinter seinem Rücken zu Marbach einen Bund schlossen, „zu Schutz und
Trutz mit gewaffneter Hand gegen Jedermann wer er wäre, der es wagen
würde, einen von ihnen oder ihren Leuten an ihren Freiheiten, Rechten, Landen
oder Gut zu beschädigen." Damit war den Reichsständen das Recht zugestanden,
auch ohne weitere kaiserliche Erlaubniß Bündnisse zu schließen und den Land-
frieden nach ihrer Art zu handhaben. Einen nicht minder kläglichen Ausgang
hatte Ruprechts Auftreten in der Lombardei. Als er Mailand wieder an das
Reich bringen wollte, erlitt er von den italienischenrottenführern(ß.260.),
die eine neue kunstreichere Kriegs weise (Taktik) begründet hatten, eine
Niederlage. Nicht glücklicher waren seine Bemühungen um Herstellung des Sigis-
Kirchenfriedens, den erst sein Nachfolger Sigismund, Wenzels Bruder,
mit unsäglicher Mühe zu Stande brachte. Dieser kluge und mächtige Kaiser 1437.
widmete der Begründung der Einheit in Kirche und Staat seine ganze Lebens-
kraft. In letzterem Bestreben wurde er unterstützt von dem einsichtsvollen
Friedrich von Hohenzollern, Burggrafen von Nürnberg. Zum Lohn
für seine treuen Dienste und für seine Ergebenheit an das kaiserliche Haus
setzte ihn daher Sigismund „zum erblichen Verweser und oberstenhauptmann
in den Marken" ein, belehnte ihn also mit der Mark Brandenburg sammt
der Kurwürde und gab dieser Belehnung durch die Verschreibung von
150,000 Goldgulden eine festere Garantie, indem daran die Bedingung ge-
knüpft war, daß im Falle einer Rückforderung jene Summe an den Burggrafen