1858 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Höhere Bürgerschule, Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Bürgerschule, Höhere Realschule, Gymnasium, Privatanstalt, Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Die neue Zeit.
zu erhalten und somit der spanischen Herrschaft wenigstens den Süden zu ret-
ten. Diesen Plan durchschaute Oranien und überzeugt, daß Eintracht
1579. auch die Schwachen stark mache, vereinigte er durch die Utrechter Union
die nördlichen Staaten (Holland, Seeland, Geldern, Utrecht, Fciesland) in
einen engem Bund zu gemeinsamem Wirken. Dieser Vertrag wurde die Grund-
lage der vereinigten Staaten der protestantischen Niederlande. Da-
gegen wurde im Süden durch die Einmischung fremder Fürsten und Edelleute
die Spaltung und Verwirrung immer größer, weshalb es dem thatkräftigen
Parma gelang, an vielen Orten die Empörung zu unterdrücken und mehrere
Städte zum Gehorsam zurückzusühren. Jetzt richtete sich Philipps ganze Wuth
gegen Oranien. Er hatte denselben bereits geächtet und dem, der ihn todt oder
lebendig überliefern würde, eine große Belohnung und den Adel zugesichert.
Dieses lockende Versprechen und die Geschäftigkeit leidenschaftlicher Priester
hatten mehrere Mordanschläge zur Folge. Einem entging Oranien, aber die
Kugel des fanatischen Balthasar Gérard aus der Franche-Comte streckte
1684. ihn an der Thür des fürstlichen Speisesaals in Delft todt nieder. Der Mörder
wurde jedoch ergriffen und auf eine martervolle Weise hingerichtet. An Ora-
niens Stelle wählten die nördlichen Staaten seinen tapfern Sohn Moritz
zum Statthalter und Heerführer.
§. 359. Um diese Zeit war in den westlichen Staaten Europa's die Re-
ligionswuth zwischen Katholiken und Protestanten größer als je; und während
die ersten ihre Zuversicht auf Philipp von Spanien setzten, erhielten die letztem
bald heimlich, bald öffentlich Unterstützung von Englands Königin Elisabeth.
Sie schickte ihren Günstling Leicefter mit einem Heere nach den Niederlan-
den, um Parma's vollständigen Sieg zu verhindern; sie nahm sich der franzö-
sischen Hugenotten gegen Philipps Bundesgenossen, die Liguisten und Je-
suiten, an (§. 362. 364.), und als ihr eigenes Leben von den Dolchen der Fa-
>687. natiker bedroht war, willigte sie in Maria Stuarts Hinrichtung (§. 368).
Da beschloß Philipp, durch einen Hauptschlag alle Feinde der katholischen Kirche
zu vernichten und vor Allem das ketzerische England und dessen gebannte Köni-
1688. züchtigen. Er rüstete zu dem Endzweck die große aus 130 gewaltigen
Kriegsschiffen bestehende Armada oder „unüberwindliche Flotte" aus,
und schickte sie unter Medina Sid oni a's Oberbefehl in den Kanal, um,
von Parma's Landheer unterstützt, zugleich England, die Niederlande und
Frankreich zur Unterwerfung zu bringen. Aber vas Unternehmen schlug zur
Schmach und zum Verderben Spaniens aus. Die „unüberwindliche Flotte"
erlag den Stürmen und der Gewandtheit und Tapferkeit der Engländer; und
was den Brandern, den Klippen und den Feinden im Kanal entging, zerschellte
größtentheils an den Hebriden und Shetlandsinseln, als Sidonia um
Schottland herum nach Spanien zurückfahren wollte. Es war ein verhängniß-
voller Schlag. Das erkannte auch Philipp, als er den zitternden Anführer mit
den Worten beruhigte, „er habe ihn gegen Menschen, nicht gegen Stürme und
Klippen gesandt." Dieser Ausgang brach Spaniens Uebermacht zur See und
sicherte die Unabhängigkeit der Niederlande. Zwar dauerte der Krieg noch
zwei Jahrzehnte fort, aber die Spanier waren, trotz der Tapferkeit ihrer Trup-
pen und der Geschicklichkeit ihrer Heerführer, nicht im Stande, das ganze Land
wieder zu unterwerfen. Die nördlichen Staaten, die in Moritz von Oranien
einen trefflichen Führer besaßen, beharrten in ihrem Kampfe für Freiheit und
1698. Unabhängigkeit. Kurz vor seinem Tode übergab Philipp seiner Tochter Clara
Eugenia bei ihrer Vermählung mit dem Erzherzog Albr echt von Oe st-
reich die Niederlande als Lehen, mit der Bedingung, daß, falls die Ehe kin-
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