1858 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Höhere Bürgerschule, Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Bürgerschule, Höhere Realschule, Gymnasium, Privatanstalt, Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Die neue Zeit.
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Bourbon, und dem Admiral v. Coligni, Gelegenheit, sich durch Anschluß an
diehugeno tten zu stärken. Die Parteiung wuchs mit jedem Tag; die Einen
suchten die Andern zu stürzen und mit Hülfe des Königs ihrer Sache den Sieg
zu verschaffen. Der Reichstag von Orleans wurde von beiden als passen-
der Zeitpnnkt zur Ausführung dieses Vorhabens ausersehen. Die Guisen er-
langten die Oberhand. Schon befanden sich die Häupter der Hugenotten in
ix H^^t, als der plötzliche Tod des Königs eine Wendung der Dinge herbeiführte.
1560- Während der Minderjährigkeit des neuen Königs Karls Ix. trat die Königin-
1374 Mutter Katharina v. Medicis an die Spitze der Regierung, und die Bour-
bons nahmen die ihrer Geburt entsprechende Stellung ein. Erzürnt über
ihre Zurücksetzung begaben sich die Guisen mit ihrer Richte Maria Stuart
uach Lothringen, von wo aus letztere bald nachher mit Wehmuth und Trauer
ihre Rückreise nach Schottland antrat.
§. 362. Die Entfernung der Guisen vom Hofe war für die Reformirten
vortheilhaft. Sie erlangten Duldung. Ergrimmt über dieses Zugeständniß
schloß der Herzog von Guise mit einigen andern mächtigen Edelleuten einen
Bund zur Erhaltung des alten Glaubens in Frankreich, und begab sich nach
Paris zurück. Auf dieser Rückreise wurde von den Guisen und ihrem Gefolge
an den in einer Scheune zum Gottesdienst versammelten Calviniften des Städt-
1362, chens Vassy ein schreckliches Blutbad angerichtet, was das Signal zu den
Religionskriegen gab. Die Verletzung der gestatteten Glaubensfreiheit
durch diese blutige Gewaltthat schrie um Rache. Bald war ganz Frankreich in
zwei feindliche Heerlager getheilt, die einander mit heftiger Erbitterung und
2" . ' ¿7-L1 wilder Religionswuth bekämpften. Schaudervolle Gräuelthaten wurden be-
v gangen und das Reich in seinen innersten Fugen erschüttert. Die Katholiken
erlangten römische und spanische Hülfe, die Protestanten wurden von England
unterstützt, Dentschland und die Schweiz gaben Söldner. Rach der unentschie-
i.*63. denen Schlacht von D reur, und nach der Ermordung des Herzogs Fran z
von Guise bei der Belagerung von Orleans trat ein kurzer Friede ein, der
den Calviniften aufs Reue Religionsduldung zusicherte, aber wenig Beachtung
fand. Bald standen die Parteien abermals bewaffnet einander gegenüber; al-
lein trotz der Tapferkeit der Hugenotten in der Schlacht von St. Denis,
156s- wo der alte Montmorenci, der Anführer des katholischen Heeres, fiel,
blieb das Uebergewicht doch auf Seiten der Katholiken, namentlich seitdem
Ka tharina v 0 n Medi cis, die bisher zwischen beiden Parteien geschwankt
hatte, entschieden auf die katholische Seite getreten war. Der Anblick der zer-
störten Crueifire und heiligen Gegenstände auf einer von der Königin und
ihrem Sohne unternommenen Reise und der Rath des Herzogs von Alba,
mit dem beide in Bayonne eine Zusammenkunft hielten, hatten diese Sinnes-
änderung bewirkt. Rach mehreren blutigen Treffen in der Gegend von La Rö-
chelte, welches die Hugenotten als Waffenplatz erkoren, und nachdem tn
einem derselben der tapfere Hugenottenführer Conde meuchlings ermordet
1370. worden, kam der Fri ed e v 0 n S t. G erm ain zu Stande, worin den Calvi-
nisten aufs Reue Religionsübung zugesichert ward. Conde's Reffe, Heinrich
von Bourbon, der von seiner Mutter Jo h anna v. Albret in Calvins
Lehre erzogen worden war und das Ländchen Bearn in den Pyrenäen be-
herrschte, zugleich aber auch den Titel eines Königs von Navarra führte,
trat nunmehr an die Spitze der Hugenotten; die Seele des Ganzen war jedoch
der tapfere Coligni, der dem Prinzen als Führer und Rathgeber zur Seite
stand.
§. 363. Seit dem Frieden galt Coligni viel bei Hof. Der junge König