1858 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Höhere Bürgerschule, Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Bürgerschule, Höhere Realschule, Gymnasium, Privatanstalt, Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Der dreißigjährige Krieg.
durch eine Stückkugel so gefährlich verwundet, daß er 14 Tage nachher in In- S.
golstadt starb, noch im Augenblick des Todes mit kriegerischen Gedanken be-
schäftigt. Der Krieg füllte des Feldherrn ganze Seele. Einfach und mäßig in
seiner Lebensweise, verschmähte er Geld und Güter, wie Titel und Würden.
Sinnliche Genüsse waren ihm eben so fremd, wie höhere Bildung und Adel
der Gesinnung. Nach der Besetzung von Augsburg, wo der evangelische
Gottesdienst wiederhergestellt wurde, rückte Gustav Adolf in Bayern ein und
bezog als schonender Sieger das von dem Hof verlassene M ünch en. Eine
Geldbuße und die Entführung von 140 verborgenen Kanonen war die einzige
Strafe, die der König den zitternden Bayern auferlegte.
§. 379. Mittlerweile hatte der Kaiser in seiner Bedrängniß wieder seine
Zuflucht zu Wal lenste in genommen und ihn durch Bitten und große Zuge-
ständnisse vermocht, ein neues Heer zu werben und den Oberbefehl zu über-
nehmen. Nach einem glücklichen Streifzug gegen die Sachsen in Böhmen rückte
Wallenstein, mit den Bayern verbunden, in Franken ein, wo die Schweden
unweit Nürnberg eine feste Stellung bezogen hatten. Hier lagen sich die
feindlichen Heere Monate lang gegenüber, ohne ein Treffen zu liefern, bis zu-
letzt alles Land auf 7 Meilen in die Runde ausgezehrt und verwüstet war und
auch Nürnbergs reiche Vorräthe zu schwinden anfingen. Da beschloß Gustav
Adolf einen Angriff auf Wallensteins festes Lager; aber vor den furchtbaren
Feuerschlünden erlagen die kühnen Stürmer. Nach schweren Verlusten mußte
der Plan aufgegeben werden, worauf sich die sriedländischen Truppen nach
Sachsen zogen. Bald folgten die Schweden nach und es ereignete sich nun an
einem neblichen Novembertage die folgenreiche Schlacht bei Lützen, wo 6.oio».
die Schweden siegten, ihr König aber im Schlachtgetümmel den Heldentod 1632
fand. Auch der kühne Reiterführer Pappen heim wurde tödtlich verwundet
von der Wahlftatt getragen und Wallenstein sah sich genöthigt, das Schlacht-
feld dem Feinde zu überlassen und mit seiner geschlagenen Armee nach Böhmen
zu ziehen. Die Schweden zogen den ausgeplünderten und durch viele Wunden
und Pferdetritte entstellten Leichnam ihres Heldenkönigs unter den Todten her-
vor und ließen ihn in vaterländischer Erde bestatten.
§. 380. Nach Gustav Adolfs Tod übernahm der schwedische Kanzler
Axel Oxenstierna, ein umsichtiger, thatkräftiger Staatsmann, die Leitung
des deutschen Kriegs, nachdem er eine Anzahl evangelischer Fürsten und Städte
durch den Heilbronner Bund zum treuen Ausharren an dem mit dem Schwe- 1633.
denkönig geschlossenen Vertrag bewogen. Ihm zur Seite standen als oberste
Heerführer Bernhard von Weimar und der schwedische General Horn.
Frankreich gab Hülfsgelder. So wüthete der heillose Krieg fort. Bayern
wurde von den Schweden, die seit ihres Königs Tod in verheerender Kriegs-
Weise den Gegnern nicht nachstanden, schwer heimgesucht und in Schlesien
hausten die Friedländischen Truppen auf eine Weise, die den Wohlstand des
Landes auf lange vernichtete. Aber Wallensteins Laufbahn nahete dem Ende.
Seine zögernde Kriegführung und sein unbegreifliches Verweilen in Böhmen
wurde von seinen zahlreichen Gegnern und Neidern zu seinem Verderben be-
nutzt. Man beschuldigte ihn, er gehe mit dem Plane um, sich mit den Schwe-
den zu verbinden und sich die böhmische Königskrone aufs Haupt zu setzen;
deshalb habe er den gefangenen Grafen Thur n, Oestreichs Erbfeind, in Frei-
heit gesetzt und der Vertrag, der unter Jllo's Vermittelung zwischen Wallen-
stein und den Anführern der verschiedenen Truppenabtheilungen zu gegenseiti-
gem Beisammenbleiben abgeschlossen worden, ziele auf Abfall und Verrath.
Der Kaiser, geleitet von Maximilians Freunden, von Mönchen und Jesuiten,