1858 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Höhere Bürgerschule, Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Bürgerschule, Höhere Realschule, Gymnasium, Privatanstalt, Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Der nordische Krieg.
in seine Staaten zurückzukehren, war seiner stolzen Seele unerträglich. Er
wollte die Türken zu einem Krieg mit Rußland bewegen, und dann an ihrer
Spitze die Staaten seines Feindes durchziehen. Während er zu dem Ende in
Bender Zeit und Kräfte vergeudete und alle Mittel anwandte, um die Türken
für seine Pläne zu gewinnen, erneuerten seine drei Gegner das frühere Bünd-
niß, worauf Friedrich August sich wieder des polnischen Throns bemäch-
tigte, Zaar Peter seine Eroberungen an der Ostsee ausdehnte und der König
von Dänemark Schleswig von Neuem an sich riß. Bald schlossen sich auch
Preußen und Hannover an und besetzten die deutschen Besitzungen der
Schweden. Endlich schien Karls Xu. Plan in Erfüllung zu gehen. Ein türki- 1711
sch es Heer rückte in die Moldau ein und brachte am Pruth den Zaar in
eine so mißliche Lage, daß er in Gefahr stand, mit seinem ganzen Heer in
Kriegsgefangenschaft zu gerathen. Allein Peters Gemahlin Katharina, die
aus einer Sklavin des russischen Ministers Menzikosf endlich Beherrscherin
aller Reussen ward, fand Mittel, den türkischen Vezier zu bestechen und zum
Abschluß eines Friedens zu bringen. Karl Xii. schäumte vor Wuth, daß das
so nahe gedachte Ziel nun ferner als je gerückt sei. Dennoch beharrte er bei
seinem Vorsatze und blieb selbst dann noch in Bender, als ihm die Pforte
die Gastfreundschaft kündigte, die bisher gereichte Geldunterstützung entzog und
das türkische Gebiet zu verlassen befahl. Er ließ sich von der Pforte das Reise-
geld zahlen und blieb dennoch; endlich erstürmten die Janitscharen sein Lager,
steckten seine Hütte, in der er sich mit Löwenkraft vertheidigte, in Brand und
nahmen ihn bei einem wüthenden Ausfall gefangen. Aber noch über zehn Mo-
nate verharrte er in türkischer Gefangenschaft und verzehrte seine Kraft in kin-
dischem Eigensinn. War es zu verwundern, daß man anfing, ihn für geistes-
verwirrt zu halten? Erst als man ihm meldete, daß seine deutschen Besitzungen
bis auf Stralsund in den Händen der Feinde wären, verließ er plötzlich nach
fünfjährigem Aufenthalte die Türkei und langte nach einer 14tägigen ohne alle
Unterbrechung zu Pferde fortgesetzten Reise unerwartet vor den Thoren Stral- October
sunds an. 1714,
§. 425. Unter den größten Anstrengungen wurde Stralsund über ein Jahr
von den tapfern Schweden vertheidigt; endlich mußte die Stadt aufgegeben
werden, worauf ganz Pommern nebst der Insel Rügen in die Gewalt der 1715.cr
Preußen fiel. Aber noch immer wollte der starrsinnige König von keinem Frie-
den hören. Auf den Rath des ränkevollen Baron von Görz ließ er Papier-
geld anfertigen, um die Kosten zu neuen Kriegsrüstungen zu bestreiten, und
ohne nur den Ausgang der Unterhandlungen abzuwarten, die Gö rz mit dem
russischen Kaiser angeknüpft, fiel er mit zwei Heerabtheilungen in Norwegen 1716-
ein, um den König von Dänemark wegen Friedensbruchs zu züchtigen. Hier
fand Karl Xii. vor der Festung Friedrichshall, die er mitten im Winter
belagerte, seinen Tod. Als er bei nächtlicher Weile an eine Brustwehr gelehnt
den Arbeiten in den Laufgräben zusah, ward er durch eine Kugel, die wahr-
scheinlich von Mörderhaud kam, getödtet. Nun riß der schwedische Adel allen Dec
Gewalt an sich, indem er den rechtmäßigen Thronerben (Friedrich von Holstein- i?i8.
Gottorp) von der Regierung ausschloß und dieselbe Karls Xu. jüngerer Schwe-
ster, Ulrike Eicon ore, und ihrem Gemahl, Friedrich von Hessen-Cassel,
unter großen Beschränkungen übertrug. Von dem an war Schweden nur dem
Namen nach eine Monarchie; die Macht lag in den Händen des adeligen
Reichsraths. Die grausame Hinrichtung des Grasen Görz und der schnelle m9’
Abschluß einer Reihe von Friedensverträgen, wodurch Schweden gegen
einige Geld ent schädig ungen alle auswärtigen Besitzungen, bis auf einen
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1720.