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1. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 312

1858 - Leipzig : Engelmann
312 Neueste Geschichte. ten über Volksfreiheit, Menschenrechte, Gleichheit aller Stände, und die ver- sammelten Schaaren zur Erkämpfung derselben angefeuert. Unter diesen Volks- rednern ragte besonders der begabte, für Freiheit schwärmende Advokat Camille Desmoulins hervor. Das in der Hauptstadt anwesende Militär wurde in die Begeisterung für Freiheit hineingerissen und trat zum Theil in die neuerrichtete Bürgerwehr (Nationalgarde); die Gemeindeverwaltung wurde einer de- mokratischen Munieip alilät übertragen, an deren Spitze Bailly als Maire (Bürgermeister) stand. Besorgt über die zunehmende Gährung be- schloß der Hof zu seiner Sicherheit einige Regimenter deutscher und schweizeri- scher Truppen nach Versailles zu ziehen. In diesem Vorhaben glaubten die Leiter der Bewegung den Plan eines Gewaltstreichs zu erkennen und benutzten ihn daher als Mittel zu neuen Aufreizungen. Da verbreitete sich die Nachricht in Paris, Necker sei plötzlich entlassen und des Landes verwiesen worden und ein Günstling der Königin an seine Stelle getreten. Dies wurde als erster Schritt des beabsichtigten Gewaltstreiches gedeutet und gab das Zeichen zu ei- ner allgemeinen Erhebung. Schaaren rohen Gesindels zogen lärmend durch die Straßen, mit der neuerfundenen National-Kokarde (blau, weiß,roth) geschmückt; die Sturmglocken wurden geläutet, die Werkstätten der Waffen- schmiede geplündert; Tumult und Verwirrung herrschte überall. Am 14. Juli, nachdem das Volk aus dem Jnvalidenhaus 30,000 Gewehre und etliche Ka- ll3llil nonenweggenommen, erfolgte dieerstürmung derbaftille, einer altenburg, die als Staatsgefängniß diente. Der Befehlshaber Delaunay und sieben Mann der Besatzung fielen als Opfer der Volkswuth; ihre Köpfe wurden auf Stangen durch die Straßen der Stadt getragen; mehrere als Aristokraten gehaßte Männer wurden ermordet. Der verbannte Necker ward zurückgerufen, sein Einzug in die Städte und Dörfer Frankreichs glich dem Triumphzng eines sieggekrönten Helden. In dem freudigen Empfang des Ministers gab das Volk seine Begeisterung für die Freiheit und seinen Haß gegen Hof und Aristokraten kund. Lafayette, der Kämpfer für Amerika's Freiheit, wurde zum Anführer der Nationalgarde ernannt, und während der König nach Paris reis'te und sich auf dem Söller des Rathhauses mit der Kokarde am Hute dem versammel- ten Volke zeigte, verließen der Gras von Artois und mehrere Edelleute ersten Ranges, wie Conde, Po lignac, ihr Vaterland, im bangen Vorge- fühl der kommenden Dinge. §. 477. Die neue Ordnung. Seit dem Bastillensturm waren Gesetze und Obrigkeit ohne Ansehen in Frankreich, und die Macht lag in den Händen der Masse. Das Landvolk entrichtete nicht länger die der Kirche und dem Adel schuldigen Zehnten, Abgaben und Feudallasten, und rächte sich für den lange erduldeten Druck durch Verwüstung der grundherrlichen Schlösser mit Sengen und Brennen. Als sich die Kunde von diesen Vorgängen verbreitete, wurde in der Nationalversammlung der Antrag gestellt, die bevorzugten Stände sollten dem Volke durch die That beweisen, daß man seine Lasten erleichtern wolle und zudem Ende aus eigenem Antrieb allen ans dem Mitteln lter stammen- den Feuda l'rechten entsagen. Dieser Vorschlag erregte einen Sturm von Begeisterung und Selbstentsagung. Niemand wollte Zurückbleiben. Stände, Städte, Landschaften wetteiferten um die Ehre, die größten Opfer dem Ge- meinwohl zu bringen. Dies war der berühmte vierte August, wo in einer .August.einzigen fieberhaft aufgeregten Sitzung alle Zehnten, Frohndienste, g rund herrliche Rechte, Zünfte u. dergl. m. abgeschafft, der Boden für srei erklärt und die Gleichheit aller Staatsbürger vor dem Gesetz und bei der Besteuerung ausgesprochen wurde. Diese Beschlüsse und die zu ihrer Ver-
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