1858 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Höhere Bürgerschule, Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Bürgerschule, Höhere Realschule, Gymnasium, Privatanstalt, Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Neueste Geschichte.
Baden den eines Groß Herz ogthums , und alle drei traten zu dem Napoleoni-
schen Kaiserhaus in Verhältnisse der Verwandtschaft. Die Tochter des neuen Kö-
nigs M ar I o s ep h von Bayern wurde mit des Kaisers adoptirtem Stiefsohne
Eugen Beau Harn als verheirathet; in Würtemberg mußte die edle Fürstentoch-
ter Friederike Katharina die Ehe mit Napoleons leichtfertigem Bruder Hierony-
mus eingchen, der kurz zuvor auf Befehl seines kaiserlichen Bruders von seiner-
bürgerlichen Gattin Elisabeth Patterson aus Baltimore geschieden worden war; und
in Baden vermählte sich Karl, der Enkel des trefflichen Großherzogs Karl Fried-
rich, mit der von Napoleon adoptirten S t e ph a n i e Beauharnais, einer
Nichte der Kaiserin Josephine. Die Länder am Niederrhein wurden zu einem Gr oß-
herzogthum Cleve-Berg mit der Hauptstadt Düsseldorf vereinigt und dem
Schwager des Kaisers, Joachim Mürat, verliehen. Auch Holland mußte seine
republikanische Verfassung gegen eine monarchische vertauschen und sich einen Napo-
leoniden als Herrscher ausbitten, worauf der französische Kaiser seinen Bruder Lud-
w i g zum König von Holland ernannte. Vor Allem erfuhr die Königsfamilie
von Neapel den Zorn des Machthabers. Während des Kriegs war eine russisch-
englische Flotte in Neapel gelandet und von Ferdinand und Karoline mit Freuden
27. Dec. begrüßt worden. Da Unterzeichnete Napoleon am Tage nach dem Abschluß des Prcß-
burger Friedens in Schönbrunn das Dekret, das den berüchtigten Satz enthielt:
„D i e D y n a st i e d e r B o u r b o n e n in Neapel hat aufgehört z u r e g i e -
rcn." Hierauf wurde Joseph B o nap ar te zum Kö n i g von Neapel er-
nannt und durch ein französisches Heer in seine neue Würde eingesetzt. Die könig-
liche Familie, die umsonst zuerst durch Bitten, dann durch Aufwiegelung der Lazza-
ge6r roni und Calabresen den Verlust des schönen Landes abzuwenden suchte, flüchtete
1806. sich mit ihren Schätzen und Freunden nach Sieilien, wo sie unter dem Schutze
der Engländer bis zu Napoleons Sturze lebte. In den eroberten und abgetretenen
Gebietstheilen von Italien wurden eine Anzahl Reichslehen mit beträchtlichen
Einkünften gegründet und an französische Marschalle und Staatsmänner mit Her-
zogstiteln verliehen.
Nach der Schlacht von Austerlitz wagte der preußische Botschafter Haug-
witz die Aufträge seines Hofes dem siegreichen Kaiser nicht mitzutheilen; ohne
in Berlin anzufragen ließ er sich theils durch die Drohungen, theils durch die
gewinnende Freundlichkeit Napoleons zur Unterzeichnung eines nachtheiligen
Vertrages bewegen, worin Preußen das fränkische Fürftenthum Anspach,
einige Länder am Niederrhein und das Fürftenthum Neuenburg in der
Schweiz gegen Hann over eintauschle. Umsonst sträubte sich der König gegen
den Tausch, der ihn mit England zu verfeinden drohte; durch den schnellen
Abschluß des Preßburger Friedens von Oestreich getrennt, blieb ihm nichts
übrig, als sich dem Machtspruche des Siegers zu fügen. — Die Nachricht von
der raschen Wendung der Dinge durch die Schlacht von Austerlitz machte auf
den englischen Minister Pitt einen so erschütternden Eindruck, daß er bald
nachher starb (1806).
§. 510. Durch die Erhebung des Kurfürsten von Bayern und des Her-
zogs von Würtemberg zur selbstherrlichen (souveränen) Königswürde war be-
reits die Verfassung des deutschen Reiches aufgelös't. Napoleon kam daher
aus den Gedanken, durch Stiftuug des Rheinbundes den Süden und Westen
von Deutschland dem östreichischen Einflüsse ganz zu entrücken und an sich zu
ketten. Aussicht auf Ländergewinn und Machtvergrößerung und Furcht vor
dem gewaltigen Gebieter, auf dessen Seite immer das Schlachtenglück war,
brachten eine große Anzahl Fürsten und Reichsstände zur Trennung vom deut-
schen Reich und zum Anschluß an Frankreich. Eigennutz war mächtiger als