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1. Geschichte des deutschen Volkes - S. 15

1867 - Berlin : Vahlen
Götterglanben der alten Germanen. Z 16 —17. 15 sichern Klang, und bildungsfähig für die höchsten Aufgaben des Geistes. Was aber mehr als alles dies gilt: Sie besitzen in der sittlichen Kraft ihres Charakters, in ihrer Sittenreinheit, ihrem ungebrochenen Kriegs- und Todesmuth, in ihrer Rechtsachtung und Treue einen geistigen Schatz, der sie fähig macht, bald als das die Welt umgestaltende und verjüngende Volk aus ihrer bisherigen Stille herauszutreten. 5. Götterglauben der alten Germanen. § 17. Ein vollständiges Bild unserer Vorfahren gewinnen wir erst, wenn wir auch ihren religiösen Glauben kennen: denn in dem, was ein Mensch oder ein Volk glaubt, stellt sich am besten sein Charakter dar. Wir lernten bereits oben, (§ 1.) die religiösen Anschauungen unserer alten Vorfahren, der Arier oder Jndogermanen, kennen: diese sind es, die auch dem spätern, ausgebildcten Götterglauben der Inder, Griechen und Deutschen in gemeinsamen Zügen zu Grunde liegen. Es waren die Kräfte der Natur, die sie unter den riesigen Bäumen, an rauschenden Wasserströmcn, aus weitblickenden Höhen und in schauer- lichen Waldschluchten verehrten: aber dieselben hatten bereits bei unsern Vor- fahren persönliche Gestaltungen angenommen, wenn auch nicht in so vollendetem Grade, wie dies bei den Griechen geschehen. Und noch heute leben diese Ge- stalten, unserm Volke unbewußt, in Mährchen und Sagen, im Zauberspuk und Gespensterglauben, unter uns fort, und lassen uns schließen auf die einst von unseren Vorfahren verehrten Götter. Die Deutschen kannten einen Himmelsgott, Wuotan oder Wodan, einäugig — denn der Himmel hat auch nur Ein Äuge, die Sonne — der den grauen Wolkenhut und den blauen Sturmmantel trägt: im brausenden Wetter fährt er einher, hoch zu Roß durch die Lust, gefolgt vom wüthendcn Heer, gleich dem wilden Jäger, der sein Abbild in der Sage ist: aber er ist auch der Gott, der den Acker segnet, der den Wunsch erfüllt, den Sieg .spendet, überhaupt als All- vater die Weltgeschicke lenkt. Unter den< Thieren waren ihm Wolf und Rabe heilig, Rosse fielen ihm zum Opfer; unter den Pflanzen waren ihm Esche und Hasel geweiht. Als sein Sohn galt Donar, der Gcwittergott, der aus seinem rothen Barth die Blitze bläst, aus einem Wagen mit Böcken bespannt durch den Himmel fährt, und seinen mächtigen Hammer in unablässigem Kampfe gegen die Riesen schwingt. Ihm ist der hochragende Baum, die Eiche geheiligt, und die rothe Eberesche; unter den Thieren der Fuchs und das Eichhörnchen. Ihm zur Seite stand der einarmige Schwertgott, Ziu, Tyr oder Sapnot. — Außerdem ward auch eine Erd- und Himmelsgöttin verehrt, der gleichfalls das Sturmlied vorausklingt; sie kommt unter verschiedenen Namen vor, je nachdem die Erde als die dnnkle, die Todten verschlingende gedacht wird, Frau Hel, Holle, oder als die glänzende im weißen Winterkleide, Frau Bertha. Von Tacitus wird sie Nerthus genannt; ihr Wohnsitz, erzählt er, sei auf einer Insel im nördlichen Meer; dort habe sie ihren geheimnißvollen Hain und See, und ihren Wagen, der zuweilen, Friede und Freude bringend, durch die Länder geführt werde. Menschlicher gedacht ist sie die Spinnerin, die Göttermutter, die Haus und Heerd segnet, und bei der die noch ungebornen und bereits wieder gestorbenen Kinder weilen. Die freundlichen und feindseligen Kräfte der Natur finden mannigfache Gestaltung, besonders in den Zwergen, die die Hüter der unterwdischen Schätze und Meister in seiner Erzarbeit sind, so wie in den
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