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1. Geschichte des deutschen Volkes - S. 16

1867 - Berlin : Vahlen
16 Götterglauben der alten Germanen. § 17 —18. unholden Riesen, den alten Herren der Erde, den Feinden der Götter und Menschen. § 18. Das sind die einfachen Grundzüge der deutschen Naturreligion. Majestälischer, gleichsam in ein Heldenlied verwandelt, erscheint dieselbe bei unseren nordischen Stammesbrüdern in Skandinavien. Hier hielt das Heiden- thum sich Jahrhunderte länger als bei uns, und ward durch das Lied der Sänger, der Skalden, immer nur herrlicher ausgebildet. Gedichte dieser Art sind die Edden, im 12. und 13. Jahrhundert n. Ehr. gesammelt, die aber zum Theil schon im 7. und 8. entstanden sein mögen. Da thront Odhin — Wuotan — auf dem Hochsitz in Walhalla, im Goldhelm und Goldharnisch; auf seinen Schultern sitzen die Raben Hugin und Munin (Gedanke und Er- innerung), zu seinen Füßen lagern zwei Wölfe. So lenkt er von oben her die Welt und läßt durch die Schlachtenjungfraucn, die Walkyren, die aus der Wahlstatt gefallenen Helden zu den ewigen Göttersitzen empoitragen. Da wer- den die Kämpfe Thors — Donars — gegen die Riesen verherrlicht. Da ist, anstatt der deutschen Holda oder Bertha, Odhins Gemahlin Frigg und neben ihr Frija oder Freia, die Göttin der Liebe und Schönheit, die aus dem mit Katzen bespannten Wagen einherfährt. Ihr Bruder ist Freyr, der gabenmilde, strahlende Sonnen- und Frühlingsgott, der aus dem goldborstigen Eber reitet, der Gott der Liebe und Ehe, des Friedens und der Freude, dem die Julzeit, die Wintersonnenwende, geheiligt ist, und von dessen Verehrung vielfache Spuren sich auch in Deutschland finden. — Tiefsinnig deutet dann dieser Götterglaube schon auf seinen eignen Fall. Das ganze Gebäude der Welt wird nemlich ver- sinnlicht in einer Riesenesche, Lfggdrasil, welche durch die Reiche der Welt hindurch ragt, unter denen Asenheim, wo die Götter, Mannheim, wo die Menschen, und Naunheim, wo die Riesen wohnen, die wichtigsten sind. An Urd's Brunnen, der an Nggdrasils Wurzeln quillt, sitzen die Nornen, die Schicksalsschwestern. Aber Hirsche fressen von den Knospen des Baums, ein Drache nagt unter seinen Wurzeln; die Midgardsschlange umwindet im Meer die ganze Erde, selbst Sonne und Mond werden von Wölfen, die sie zu verschlingen drohen, durch den Himmel gejagt. Auch in die Götterwelt ist bereits Tod und Schuld gedrungen. Der schönste und reinste der Götter, Baldur (Freyr?) ist durch des schlimmen Loki's Arglist getödtet. Loki selbst ist vom alten Riesengeschlecht; Hel, die Midgardsschlange und der Fenris- wolf sind seine Kinder. Vor allem der Fenriswolf bedroht die Götter und die Welt. Noch zwar liegt er im Eisenwalde am Zauberbande gefesselt. Aber in seinen aufgesperrten Rachen träuft das auf Erden frevelhaft vergossene Ver- wandtenblut und stärkt ihn; einst wird er sich loßreißen, und dann kommt die Götterdämmerung, das Weltende. Surtur stürmt an der Spitze von Muspelheims Söhnen — den Feuergeistern — über die Brücke Bisrost zum Sturm aus Asenheim; die Midgardsschlange windet sich los, über das Meer kommt Naglsar, das Todtenschiff. Heimdal, der Wächter an Bifrosts Rand, stößt in das Giallrhorn, und der furchtbare Streit beginnt. Im Zweikampfe fallen sie Alle, Götter wie Ungeheuer; zuletzt schleudert Surtur Feuer über die Welt, daß sie verzehrt wird. Aber aus den Flammen steigt eine neue wiedergeborne Schöpfung auf; Baldur kehrt zurück, und mit ihm eine selige Unschuldszeit. Es läßt sich nicht bestimmt Nachweisen, wie weit die Deutschen diesen küh- neren Vorstellungen der altnordischen Stammesbrüder gefolgt sind; auch mochten je nach den Landschaften Abweichungen Vorkommen. Doch nennt ein deutsches heidnisches Zauberlied aus dem 7. Jahrhundert unter andern Göttern auch den
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