1867 -
Berlin
: Vahlen
- Autor: Müller, David
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Unterrichtsanstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
76 Otto Ii. 973—983. Otto Iii. 983—1002. § 115—117.
den altberühmten Stamm der Babenberger (§ 98.) verlieh. In diesem Ereig-
nisse liegt mithin der erste staatliche Anfang Oestreichs. Aber neue Unruhen
wurden im Südosten des Reichs von Heinrich dem Zänker erregt, bis ihn der
Kaiser nochmals überwand und dauernd gefangen setzte. Auch gegen Böhmen
und Polen stellte Otto Ii. dann sein Uebergewicht her. Gegen die Dänen hatte
er bereits 974 einen Zug über das Dannewirk hinaus unternommen. — Im
Jahre 978 überfiel plötzlich und mitten im Frieden König Lothar H. von
Frankreich, dem es nach Lotharingens Wiedergewinnung gelüstete, den Kaiser, der
ruhig in Aachen verweilte; kaum entging Otto der Gefangenschaft, und Lothars
Leute verzehrten noch sein eben verlassenes Mittagsmahl. Aber als Lothar dann
doch nach drei Tagen sich wieder auf- und davonmachte, ereilte ihn noch vor
der Grenze der Herold des Kaisers, und kündigte ihm an, sein Herr werde den
heimlichen und feigen Uebersall durch einen offenen Kriegszug wettmachen. Und
so zog Otto mit 60,000 Deutschen vor Paris. Da er die feste Stadt nicht ge-
winnen konnte und der nahende Winter zur Heimkehr mahnte, so ließ er we-
nigstens vom Montmartre zum Schrecken des Königs und seiner Pariser und
zur Warnung vor einem zweiten Besuche noch ein gewaltiges Tedeum herab-
schallen, ehe er heimkehrte. Zwei Jahre darauf gestand Lothar feierlich zu,
daß Lotharingen zu Deutschland gehöre. Ungefähr um 980, als dem jungen
Kaiser ein Erbe, Otto, geboren ward, hatte er die volle Gewalt seines Vaters
sich gesichert.
§ 116. Jetzt aber wandte er sich nach Italien. Bis Rom hin war
dieses Land durch Otto den Großen fest mit dem Reiche verbunden: in Rom
selbst aber herrschte die alte Zwietracht der Parteien, in die das Pabstthum tief
verflochten war und schreckliche Thaten waren wiederum geschehen, sogar ein
Pabst ermordet worden. Süditalien war den Angriffen der kühn. andringenden
Araber wie oer Griechen ausgesetzt (§ 92.), die hier die deutsche Herrschaft
nicht aufkommen lasten wollten. Nach kurzem Aufenthalte in Rom, wo er
schnell Alles ordnete, rückte Otto 982 nach Süditalien gegen diese Feinde. In
Calabrien südlich von Cotrone, erfocht er mit seinem Heere, über welches
jetzt schon die Begeisterung der Kreuzzüge kam, zuerst zwar eirisü Sieg über die
Sarazenen; bei unvorsichtiger Verfolgung aber verwandelte sich dieser Sieg in
eine Niederlage, und der Kaiser entging nur der Gefangenschaft, indem er ins
Meer sprang und einem griechischen Schiffe zuschwamm, welches eben vorbei-
segelte. Da auch dieses ein feindliches war, so bedurfte es einer neuen List, um
auch von diesem endlich ans befreundete Ufer sich zu retten. Aber weithin, bis
zu den äußersten Nordmarken des Reichs, erscholl die Kunde von dieser Nieder-
lage: und nun faßten die Slavenvölker Muth, in einem allgemeinen Aufstande
zugleich mit dem Christenthum die verhaßte und oft grausam geübte Herrschaft
der Deutschen abzuschütteln 983. Aller Orten erhoben sie sich; ihnen schlossen
auch die Dänen sich an. — Otto Ii. suchte zunächst das verlerne Ansehn in
Unteritalien wieder herzustellen, und berief alle Großen zu einer.tagesfahrt nach
Verona. Hier, als ob ihn sein baldiger Tod geahnt hätte, fließ er seinen drei-
jährigen Sohn zu seinem Nachfolger wählen und zog dann mit einem Heer gen
Süden. Aber nur bis Nom kam er, als der Tod ihn ereilte im 28. Jahre
seines Alters. In Rom, in fremder Erde, liegt er auch bestattet. Schon be-
gann das Reich Otto's des Großen, das er nur mit schweren Kämpfen zu-
sammengehalten, sich aus seinen Fugen zu lösen.
§ 117. Eben waren die deutschen Fürsten in Aachen versammelt, wo sie
das Kind Otto gekrönt hatten, als die Nachricht von des Kaisers Tode eintraf.
Um dieselbe Zeit ließ der Bischof von Utrecht, dem Heinrich der Zänker in Haft