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1. Geschichte des deutschen Volkes - S. 238

1867 - Berlin : Vahlen
338 Der 30jährige Krieg, b) Krieg i. d. Pfalz u. Niedersachsen. § 390—391. § 390. Es beginnen nun jene Verwüstungen der Generale und der Heere, durch welche der 3ojährige Krieg so verhängnißvoll geworden ist. Verschiedene Feldherren (eher Bandenführer, Condottieren, zu nennen), spielen dabei eine her- vorragende Rolle. Ernst von Mansfeld, aus einer katholischen Soldaten-- familie, hatte erst gegen die Protestanten, dann nach seinem Uebertritt zu ihrer Religion, für sie gekämpft. Er führte den Krieg für Friedrich V. theils mit englischem und niederländischem Gelde, theils durch Contributionen und Brand- schatzungen auf Kosten der Länder, in denen er stand; diese Art, den Krieg sich selbst ernähren zu lassen, war nicht mehr neu (Z 369.), aber ward nun erst allgemein. Ihm gegenüber stand Tillh, der bereits dem baierischen und östreichischen Hause wichtige Dienste gegen die Ketzer geleistet, der Feldherr Maxi- milians; ein kleiner, fast komisch anzusehender Mann, mit spitzem Bart und lang vom Hut herabwallender, rother Feder, mönchisch in seinen Grundsätzen, wunderlich in seinem Wesen, furchtbar, entschlossen und schlau in seinen Kriegs- unternehmungen. -— Zu diesen Feldherren kamen noch andere. Von den Unions- fürsten focht am Rhein der wackere Georg Friedrich von Baden-Durlach allein noch treulich für Friedrich V. In Westfalen und Niedersachsen aber trat der abenteuerliche (protestantische) Fürstbischof von Halberstadt, Christian von Braun schweig, für den vertriebenen Kurfürsten auf. Dieser wilde, zügellose -Jüngling hatte noch einen Anflug alter Ritterlichkeit. Mit dem Handschuh der Pfalzgräfin am Hut focht er für diese seine Dame. ,,Gottes Freund, der Pfaffen Feind," lautete sein Wahlspruch, mit dem er seine Gewaltthätigkeiten und Plünderungen in katholischen Gegenden, besonders geistlichen Stiften, be- trieb. — Ernst von Mansfeld und Georg Friedrich von Baden gewannen zu- sammen bei Wiesloch (27. April 1622) einigen Vortheil über Tillh. Dann, veruneinigt und getrennt, ward der Letztere bei Wimpfen von Tillh geschlagen (6. Mai 1622). Christian von Braunschweig, der von Westfalen mit bedeu- tenden Truppen heranzog, ward zu einer Schlacht von ihm verlockt, eher er sich mit Mansfeld vereinigt hatte, und erlitt bei Höchst (20. Juni 1622) eine Niederlage. Nach diesem Unglück seiner Feldherren demüthigte sich Friedrich V., der persönlich in der Pfalz gewesen war, vor dem Kaiser, ohne dadurch sein Land wiederzubekommen, das von Tillh ganz besetzt ward. Die Union löste sich auf; Maximilian bekam die Kurwürde und die an sein Herzogthum anstoßende Oberpfalz (1623). Die Rheinpfalz hatte der Kaiser besetzt und dachte sie zu behalten. tz 391. Zunächst wurden Ernst von Mansfeld und Christian von Braun- schweig die Veranlassung zu weiterer Ausdehnung des unglücklichen Krieges. Beide Männer führten nach ihrer Niederlage ihre wilden Schaaren in die Nie- derlande, um dort mit ihnen gegen die Spanier zu kämpfen. Da sie aber dem Lande selbst eine Geißel waren, wurden sie hier bald entlassen, und sie fielen nun wieder in Deutschland ein, Christian in den niederrheinisch-westfäli- schen Kreis, wo er die katholischen Stifter brandschatzte, Ernst in das (refor- mirte) O stsrisland, wo er die reichen Bauern und Städte plagte. Jetzt hatte der Kaiser Grund, um des Reichsfriedens willen, Tillh gegen diese Räuber nach Norddeutschland zu schicken; er kam, schlug Christian bei Stadt Loo in West- falen (9. August 1623), blieb aber nun in diesem Kreise mit Heeresmacht stehen, räumte die Kirchen den spärlichen Resten der Katholiken wieder ein, und hals, wo es nur anging, die protestantische Bevölkerung unterdrücken. Immer ge- fahrvoller gestaltete sich die Lage für die norddeutschen Lutheraner; der nieder- sächsische Kreis, der sich zunächst bedroht- sah, traf nun 1624 auch wirklich Vertheidigungsmaßregeln; er ernannte Christian Iv. von Dänemark zum Feld-
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