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1. Geschichte des deutschen Volkes - S. 312

1867 - Berlin : Vahlen
312 Oestreich unter Maria Theresia und Joseph Ii. § 518—519. § 518. Zugleich aber strebte er nach einer Vergrößerung Oestreichs, zu- mal da für Schlesien noch kein Ersatz gewonnen war. Baiern war es, auf welches Oestreich schon mehr als einmal seine Augen geworfen hatte, und das nun zu gewinnen die Umstände günstig schienen. Mit Kurfürst Maximilian Joseph erlosch 1777 hier die alte Wittelsbachsche Kurlinie. Es mußte die Psalz-Sulzbachische (§ 248. Amn.) folgen mit Karl Theodor, der gleichfalls ohne legitime Erben war, und mit dem auch diese Linie erlosch. Karl Theodor hatte also kein besonderes Interesse, die Kurlande zu erhalten. Joseph Ii., der auf einen Theil Baierns (ganz unbegründete) Erbansprüche erhob, bot ihm einen Handel an; um eine bedeutende Geldsumme wollte er Baiern an sich ziehen; auch an eine Eroberung Schwabens von den vorderen Landen aus ward gedacht; Frankreichs Zustimmung sollte durch Abtretung des Deutschland so wich- tigen Luxemburg erkauft werden. Da dem verschwenderischen, -ausschweifenden Pfalzgrafen mehr mit Geld als mit Land gedient war, so war dieser willig, daraus einzugehn und Joseph besetzte sofort das Land. Dagegen aber bemühte sich Friedrich Ii. von Preußen. Nicht nur zum Schiedsrichter des europäi- schen Gleichgewichts hatte ihn die, durch ihn begründete Stellung Preußens ge- macht, auch in Deutschland mußte er, seinen Verhältnissen nach, ängstlich wachen, daß Oestreich nicht zu mächtig wurde. Nach diesen Grundsätzen handelte jetzt Friedrich; er bestimmte den künftigen Erben Karl Theodors, Karl von Pfalz- Zwei brücken, gegen diesen Verkauf zu protestiren, und erklärte sich bereit, diesen bei seinen Rechten zu schützen. Da Joseph Ii. seinerseits auch nicht weichen wollte, so kam es zum Kriege: zum sogenannten baierischen Erb- folgekrieg 1778 und 1779. Noch einmal rückten die Heere der beiden Mächte auf die alte Scheide der Sudeten gegen Böhmen und Schlesien. Aber weder sielen entscheidende Schlachten noch große Heldenthaten vor; nur zeigten sich hie und da die leichten Reiter der Oestreicher den Preußen überlegen, und schon traten einzelne Mängel des bewunderten preußischen Heerwesens heraus. Aber weder hatte Maria Theresia selbst, noch auch Friedrich d. Gr. in seinen alten Tagen Lust zur Erneuerung nutzlosen und schädlichen Haders. Maria Theresia unterhandelte hinter dem Rücken ihres Sohnes mit Friedrich über den Frieden, der dann auch am 15. Mai 1779 zu Teschen geschlossen ward: Oest- steich entsagte darin der baierischen Erbfolge, bekam aber doch einen kleinen Theil des Landes, nämlich das Jnnviertel. Leider hatte Friedrich zu diesem Frie- densschlüsse die Vermittlung Rußlands angerufen, und so dieser Macht neue Ge- legenheit gegeben, sich in die inneren Angelegenheiten Deutschlands einzumischen. Auch Joseph suchte von nun an die mächtige Gunst Katharina's Ii. § 519. Als Joseph nach seiner Mutter Tod freier Herr seiner Hand- lungen geworden war, nahm er die unruhigen Vergrößerungsplane seines Hauses von neuem auf; er schmälerte die Stifter Salzburg und Passau; brachte seinen Bruder auf den erzbischöfllichen Stuhl von Köln und Münster, und ergriff end- lich noch einmal den alten Plan, Baiern an Oestreich zu ziehen, und zwar wie- der im Einverständniß mit demselben Karl Theodor. Er machte diesen willig, Baiern gegen die Oestreichischen Niederlande auszutauschen, die er ihm als ein Königreich Burgund (§ 252.) abtreten wollte. Damit dies nicht ge- schähe, schlug Friedrich der Große wieder denselben Weg ein wie früher: er reizte Karl von Pfalz-Zweibrücken, den künftigen Erben, zum Protest, und erkärte, mit seiner ganzen Macht ihm beistehen zu wollen. Diesmal kam es nicht zum Kriege, sondern Joseph Ii. gab rasch den Plan wieder auf. Friedrich aber hatte längst eine ihm gefährliche Freundschaft zwischen Rußland und Oest- reich entstehen sehen und seinen Bund mit ersterer Macht gelost. Umsomehr
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