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1. Geschichte des deutschen Volkes - S. 361

1867 - Berlin : Vahlen
Der Kampf in Tirol 1809. § 618—620. 361 Anführer nichts Anderes, als Ergebung. Indessen kam aus Italien ein kleines französisches Corps unter einem General zur Hilfe heran. Von den Bauern aus allen Schluchten und von allen Höhen herab beschossen, hatte es doch noch den Brenner überschritten und stand nun am I selb er ge nahe vor Jnspruck. Aber hier sah es sich von allen Seiten umringt und mußte sich gleichfalls ge- fangen geben. Dann zogen unter Glockengeläute und unendlichem Jubel die ersten östreichischen Soldaten unter General Chasteler wieder in die Hauptstadt ein. — Keine Grausamkeit hatte diesen schönen Befreiungskampf befleckt; in ihrem Freudentaumel schien es jetzt den siegreichen Tirolern, „als ob die Sonne Tag und Nacht scheine," als ob himmlische Engel und Heilige ihnen voran- gefochten. § 619. Da kam wie ein Donnerschlag die Nachricht von den Unglücks- tagen bei Regensburg (§ 613.). Bei dem nun erfolgenden Rückzüge der Lstrei- chischen Hauptarmee blieb Tirol ohne Stütze und Rückhalt. Napoleon behandelte unehrenhafter Weise den Krieg als Meuterei und setzte auf Chastelers Kopf, wie auf den eines Räubers, einen Preis. Weder dieser, noch sonst einer der ihm zur Seite gesetzten östreichischen Truppenführer, wußte den Kampf der Bauern zu würdigen. Die Tiroler waren schon jetzt fast nur sich selbst überlasten; doch beschlossen sie ihre Berge zu vertheidigen. Am Himmelfahrtstage (11. Mai) drangen die Baiern unter Wrede wieder von Salzburg aus vor, nahmen nach hartem Kampfe den Strubpaß und stiegen dann über St. Johann ins Innthal hinab. Ueberall bezeichneten sie den Weg mit grausamer Rache. Beim Flecken Schwatz ward blutig gekämpft: die Baiern brannten den Ort nieder und drangen weiter aus Jnspruck. Chasteler zog ab, und Wrede mit seinen Baiern, Lefebvre mit seinen Franzosen, rückten in die Hauptstadt ein. Das Land schien wieder unterworfen. Aber die Grausamkeit hatte das Volk erbittert. Wrede ward mit seinem Corps von Napolen abberufen; um dieselbe Zeit überstieg schon Hofer mit seinen Südtirolern wieder den Brenner. Noch einmal riefen die Sturm- glocken, riefen die Führer zu den Waffen, und wieder ward jeder Paß, jede Felswand, jede enge Straße lebendig. Wieder drängte sich der Kampf um den Jselberg zusammen. Der Feind, an 7000 Baiern, wich endlich mit schwerem Verluste. Dann blieb Tirol mehrere Monate hindurch unbelästigt, so lange die Kämpfe um Wien dauerten. § 620. Nach dem Kampf am Jselberg und nach der Schlacht bei Aspern hatte ein kaiserliches Handschreiben den Tirolern die feierliche Versprechung ge- geben, daß sie nie mehr vom Körper des östreichischen Kaiserstaates getrennt werden, und daß kein Friede unterzeichnet werden solle, der nicht das Land mit der Morarchie unauflöslich verknüpfe. Auf dieses Kaiserwort hin lebten die Tiroler im gläubigen Vertrauen, und wie im Frieden, den Sommer hindurch bis zum Waffenstillstand von Znaim (§ 615.). In demselben war Tirols nicht gedacht, und nun rüstete sich der Feind mit Macht, das preisgegebene treue Land zu züchtigen. Lefebvre rückte wieder mit Franzosen, Sachsen und Baiern ein, und nahm ohne Widerstand die Hauptstadt. Aber zum dritten Male, und gewaltiger als zuvor, erhob sich das Tiroler Volk (August 1809). Ein von Süden heranziehendes Corps, das meist aus Sachsen bestand, ward in den engen Schluchten der Eisach, unter Felsen und Baumstämmen, die auf sie herab- rollten, fast verschüttet; „den Getroffenen mochte es Vorkommen, als ob die Berge über ihnen zusammenstürzten."*) Eine andere Colonne ward im Ober- innthale oberhalb Landeck in ähnlicher Weise vernichtet, nur mit Mühe rettete *) Ludwig Häuser, deutsche Geschichte vom Tode Friedrichs d. Gr. rc.
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