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1. Geschichte des deutschen Volkes - S. 367

1867 - Berlin : Vahlen
Die letzten Jahre der Knechtschaft 1810-1813. § 629 — 631. 367 lastete auf dem Wohlstand der Bevölkerungen die Continentalsperre (§ 586.) die mit despotischer Härte beobachtet, mit blutigen Strafen cingeschärft ward. Und doch umging nicht nur der stets sich ausdehnende Schmuggel, auch der schändliche Handel, den Napoleon selbst mit verkauften Ausnahmen, sogenannten Licenzen trieb, das so furchtbar gehandhabte Gesetz. Das letzte moralische Gut unseres Volkes, seine Redlichkeit, begann wankend zu werden! § 630. Gerade aber dieser Kampf, den Napoleon durch die Continental- sperre gegen das ihm unerreichbare England führte, brachte ihn zu immer neuen Gewaltmaßregeln. Holland, bisher als Königreich unter seinem Bruder Louis, ward mit Frankreich vereinigt, nachdem dieser, um seines Volkes Wohlstand nicht ganz und gar den Planen des Eroberers zu opfern, seine Krone freiwillig nie- dergelegt hatte (2. Juli 1810). Ein Decret Napoleon's beschönigte diesen neuen Raub dadurch, daß das Land für eine Anspülung französischer Gewässer (des Rheins und der Maas!) erklärt ward! Dann folgte, am 10. Dec. 1810, die Vereinigung fast des ganzen nordwestlichen Deutschlands mit dem französischen Kaiserreiche. Hannover, nach 1806 zuerst unter Napoleonischer Verwaltung, dann im Januar 18io zum Königreiche Westfalen geschlagen, ward nun wieder zum großen Theil abgerissen. Oldenburg, bisher ein Rheinbundsstaat, mußte von seinem Herzog geräumt werden; die Hansestädte und andere kleinere Ge- biete bis Lübeck hin wurden unmittelbar zu Frankreich gezogen. Als Erklä- rung des neuen Raubes lautete es nur: die Vereinigung sei durch die Umstände geboten; von Hamburg hieß es: diese Stadt, die Napoleon's Vorfahr (!) Karl der Große gegründet, solle ihrer natürlichen Verbindung mit Frankreich nicht länger entzogen werden. Es war, als sollte-zur Gewaltthat überall auch noch der Hohn hinzugefügt werden. § 631. Napoleon schien auf dem Gipfel seines Glückes. Am 20. März 1811 ward ihm von seiner neuen Gemahlin der langersehnte Erbe geboren, und dem Kinde schon in der Wiege der Titel eines Königs von Rom beigelegt. Aber Glück, Macht und Glanz waren hohl. Die Völker murrrten, sogar die Franzosen waren des Ruhmes satt, der ihren Handel lähmte, ihre Felder ver- ödete, und die Blüte ihrer jungen Mannschaft dahin raffte. Durch Füseliren, Einkerkern, Confisciren und andere Schreckensmaßregeln glaubte Napoleon, immer mehr zum Verächter der Menschen geworden, sein Joch aufrecht erhalten zu können. — Aber immer schwankender ward seine Macht. Schwedens glaubte er sich versichert durch Bernadotte, der hier von dem kinderlosen Karl Xiii. zum Nachfolger angenommen war (1810). Doch hatte er bald Grund, dem schlauen und selbstsüchtigen Gascogner zu mißtrauen. — Schlimmer aber ge- stalteten sich die Beziehungen zu Rußland. Alexander hatte sich schon zu Erfurt (§ 593.) überzeugt, daß Napoleon ihm höchstens Polen, Finnland und die Do- nauprovinzen gönne; Constantinopel aber, den Schlüssel zur Macht des Ostens, so wenig wie irgend eine andere Macht in Rußlands Händen sehen wollte. Schon damals erkannte Alexander, daß er bei Napoleon's Freundschaft doch schlecht seine Rechnung fände. Dazu kam, daß die Continentalsperre, die er sich hatte aufdringen lassen, auf die Dauer in Rußland unausführbar war, und deshalb sckon mit dem Ende des Jahres 1810 durch einen neuen Tarif ihrem Kerne nach aufgegeben wurde. Als eine persönliche Verletzung empfand dann Alexander die Entthronung seines Verwandten (§ 254. Amn.), des Herzogs von Oldenburg. Seit dem Jahre 1811 ward es immer deutlicher, daß ein kriegerischer Zusammenstoß der beiden Colosse, des französischen und russischen Reiches, bevorstehe. Deutschlands Stellung dabei schien nicht zweifelhaft. Der Rheinbund hatte einfach Napoleon's Befehl zu folgen. In Oestreich hielt
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