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1. Geschichte des deutschen Volkes - S. 414

1867 - Berlin : Vahlen
414 Deutschland in den Revolutionsjahren 1848—1850. § 711—713. 11. März 1848 ward durch einen Volksaufftand in Wien Metternich gestürzt und vertrieben; am 18. März war ein gleicher Aufstand in Berlin, der auch den König Friedrich Wilhelm Iv. zwang, den Wünschen der Zeit nachzugeben. § 712. Es war ein schweres Unglück für Deutschland wie für Preußen, daß auch Letzteres dem Sturm der Revolution erlag. Es rächte sich furchtbar, daß nach den Freiheitskriegen die Wege Stein's (§ 596.) verlassen, daß die glaubenslosen und verderblichen Rathschläge Metternich's befolgt worden waren, und daß die Pläne Friedrich Wilhelms Iv. zur Umgestaltung des Bundes keine Zeit gefunden hatten, zu reifen. Das deutsche Volk aber erhoffte nun alles Heil von der in Frankfurt tagenden, aus Volkswahlen hervorgegangenen deut- schen Nationalversammlung, während doch eine immer wilder um sich greifende Revolutionspartei jede ruhige Entwicklung unmöglich machte. In Wien beherrschten Studenten und Arbeiter eine Zeitlang den Kaiserstaat, während in dem zusammentretenden Reichstage die Nalionalitäten feindlich auf einander stießen, und das Reich selbst, besonders durch den Abfall Italiens und Ungarns, wie durch die unruhige Gährung unter den slavischen Völkern auseinander brechen zu müssen schien. In Berlin machte sich eine Straßendemokratie der frechsten und unverständigsten Art den ganzen Sommer hindurch geltend, neben welcher die auch hier zusammenberufene preußische Nationalversammlung nur eine unbedeutende Rolle spielte-, und in Frankfurt, unte* den Augen der deutschen Nationalversammlung, geschahen in dem republikanischen Septemberausstande Greuelthaten, die zur Wiederholung der französischen Schreckenszeiten (§ 536.) führen zu wollen schienen. § 713. Aber die herrschende Demokratie hatte, berauscht von ihrem augen- blicklichen Siege, vergessen, daß die Grundvesten der alten Staaten, besonders die Heere, noch standen. Während die wahnsinnigen und blutigen Aus- schweifungen der Revolution den sittlichen Theil der Nation mit Ekel und Ent- rüstung erfüllten und alle Besitzenden um ihr Eigenthum besorgt machten, sam- melten die Regierungen im Stillen ihre Kräfte wieder. In Oestreich bezwang Marschall Radetzky zuerst die italienische Revolution und Fürst Windischgrätz die immer bedenklicher angewachsene Wiener Demokratie, nachdem er die Haupt- stadt nach blutigem Kamps wieder gewonnen hatte (31. Oktober). Schon vor- her hatte Kaiser Ferdinand abgedankt und sein 18jähriger Nesse Franz Joseph I. mit frischer Kraft die Regierung übernommen. Ungarn ward erst im Herbst des Jahres 1849 mit russischer Hilfe unterworfen. Durch eine octroyirte Verfassung vom 4. März 1849 ward dann Oestreich in die Reihe der constitutionellen Staaten eingeführt. In Preußen ward im November 1848 die Hauptstadt vom General Wrangel ohne Kampf wieder besetzt, die National- versammlung aufgelöst und durch das Ministerium Brandenburg-Manteuffel ebenfalls eine Verfassung gegeben (5. Dezember 1848), worauf die Ruhe im Lande wie in der Hauptstadt wiederhergestellt ward. In der deutschen National- versammlung hatte eine gemäßigte Partei, geleitet von Männern wie Gagern, Dahlmann u. A. mühsam gegen eine' zerstörende, republikanische gerungen, bis sie zuletzt, unter dem Umschwünge der Zeiten, an die Stelle des provisorisch er- wählten Reichsverwesers, Erzherzogs Johann von Oestreich (§ 614.) den König von Preußen als deutschen Kaiser glaubten aufstellen zu können. Aber Friedrich Wilhelm Iv. wies, als ihm die deutsche Kaiserkrone von einer feierlichen Deputation angetragen wurde, dieselbe am 3. April 1849 zurück. Wohl war seine Wahl nur durch geringe Majorität zu Stande gekommen, und an die ihm gebotene Würde knüpfte sich eine sehr demokratische Reichsver- fassung — dennoch ging ein allgemeines Bedauern über die Ablehnung auch
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