1855 -
Heidelberg
: Winter
- Autor: Mürdter, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Bürgerschule, Lateinschule, Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gymnasium, Lateinische Schule, Pädagogium, Realschule, Töchteranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
§. 3. Die Sündfluth und die Noachitcn.
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3. Die Sündfluth und die Noachiten.
§.3. Im Lause der Zeit trat aber bei gegenseitiger Annäherung im
Raume eine Vermischung der beiden Stämme ein, wodurch
allmählig das Verderben im ganzen Menschengeschlecht auf einen so
hohen Grad flieg, daß Gott beschloß, die Menschen, welche sich von
seinem Geiste nicht mehr wollten strafen lassen, zu vertilgen, und nur
den frommen Noah, den Prediger der Gerechtigkeit, zu erhalten, und
zum Stammvater eines neuen Menschengeschlechtes zu machen.
So gieug denn nach 120jähriger Gnadenfrist Noah in die von
ihm gebaute Arche mit den Seinen sowohl, als auch mit den zur Er-
haltung des Thiergeschlechts nöthigen Thierpaaren. Darauf brach die
große Flnth herein, die das Menschengeschlecht und die Landthiere
vertilgte, und die Gestalt und Oberfläche der Erde völlig veränderte.
Daß diese Fluth wirklich eine allgemeine war, zeigt sich an den
Ueberresten von Th irren und Pflanzen, die sich nur unter Ge-
röll - und Kiesablagerungcn begraben über die ganze Erde zerstreut vor-
finden. Auf der andern Seite nahmen die Nachkommen Noah's nach ihrer
Zerstreuung die Erinnerung an die große Fluth mit sich, so daß das
Andenken an sie, wenn auch getrübt und entstellt, sich bei allen Haupt-
völkern der Erde findet.
Auf dem armenischen Gebirge Ararat, wo die Arche sich bei dem
Verlaufen der Gewässer niederließ, brachte Noah dem Herrn ein Sühn-
und Dankopfer, und empfieng den neuen Bund Gottes mit den
Menschen, wobei denselben der Genuß des Fleisches erlaubt, und auf
den Mord die Todesstrafe gesetzt wurde. Die veränderte Nahrung,
sowie der Einfluß, welchen die Sündfluth auf die Erde und ihre At-
mosphäre ausgeübt hatte, verkürzte auch die Lebensdauer der Menschen.
Noah hatte 3 Söhne: Sem, Ham und Japhet, deren verschie-
dene Gesinnung bei der von Noah gemachten Erfindung der Wein-
bereitung zu Tage trat. In dem Fluch aber, womit der Vater den
Ham belegte, und in dein Segen, den er über Sein und Japhet aus-
sprach, ist das Schicksal ihrer Nachkommen prophetisch angedeutet.
Ham wurde der Stammvater der am dunkelsten gefärbten Völker Afrikas
und Südasiens, die bis heute den Fluch der Knecht sch aft im Leiblichen und
Geistlichen tragen.
Sem, von dem die übrigen Völker Südwestasicns und besonders die
Israeliten herstammen, sollte der besonderen Offenbarungen Gottes gewürdigt
werden und dieselben andern Völkern mittheilen.
Japhet aber, der Ausgebreitete, wurde der Stammvater der westasia-
tischen und der meisten europäischen Völker, die in der Folge der Zeiten „in
die Hütten Sem's", d. h. in den Bund Gottes ausgenommen werden sollten.