1855 -
Heidelberg
: Winter
- Autor: Mürdter, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Bürgerschule, Lateinschule, Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gymnasium, Lateinische Schule, Pädagogium, Realschule, Töchteranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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§. 57. Italien in der vorrömischen Zeit.
Unter diesen nennen wir den Epikureismus, der im behaglich-sinnlichen
Genüsse das Glück suchte; den Stoicismus, der die höchste Tugend in
Empfindungslosigkeit gegen alles Sinnliche setzte und auf sie ein System stolzer
Selbstgenügsamkeit erbaute; den Scepticismus, der alles Positive in Re-
ligion und Philosophie bestritt, und selbst am Zweifel zweifelte, und den Euhe
merismus, der nachzuweisen suchte, die Götter seien Menschen gewesen, und
so die Menge der Nichtglaubenden außerordentlich vermehrte.
Die Dichtkunst stand ganz im Dienste des Sinnengennsses; da-
gegen förderte die alexandrinische Wissenschaft Vieles und trat besonders
in der Sprachwissenschaft, Mathematik, Physik, Mechanik und Astro-
nomie mit wahrhaft schöpferischem Erfolge ans.
Unter den Mathematikern jener Zeit verdienen hervorgehoben zu werden:
Euklweö von Alexandria, der das erste wissenschaftliche Gebäude der
Geometrie aufstellte, und Archimedes in Syrakus, der sich in der Mecha-
nik und Statik den größten Ruhm erwarb.
Iv. Die römische Welt.
I. R o m ö A l t e r t h u m.
(Dittmar's histor. Atlas. Taf. Vi. a. u. b.)
1. Italien in der vorrömischen Zeit.
§. 57. Das Volk der Römer hatte die Bestimmung, durch Gründung
des vierten großen Weltreiches (Dan. 2, 40; 7, 23.) gleich einem Welt-
strome allmahlig die verschiedenartigsten, neben ihm bestehenden Völker
und Reiche wie Bäche und Flüsse in sich aufzunehmen, um nach der
Absicht Gottes dem Heile, das die Völker bis an der Welt Enden er-
leuchten sollte, eine unbehindertere Bahn zu machen.
Schon viele Jahrhunderte vor Roms Erbauung war die 150 deutsche
Meilen lange und 30—80 Meilen breite Halbinsel Italien von meh-
reren Völkern bewohnt, welche nach Ursprung, Sitte und Sprache sehr
verschieden waren.
Sie gehörten theils dem hellenisch-illyrischen, theils demiberisch-
keltischeu, theils dem tyrrheuisch-pelasgischeu Stammgeschlechte au.
Das erstere war in uralter Zeit aus Jllyrien und Epirus eingewandert
und hatte sich hauptsächlich an den Ausstüssen des Po, wie auch in Mittel-
und Unteritalien festgesetzt, während die Kelten aus Jberien (Spanien und Süd-
frankreich) herübcrkamen und in Mittelitalicn Wohnsitze sich auswählten. Unter
ihnen waren die Sabiner und Samniten die sittlich- und leiblichtüchtigsten. —
Die tyrrhenischen Pelasger wurden von den Römern Etrusker oder
Tusker genannt und siedelten sich von den Alpen aus hauptsächlich in dem
heutigen Toskana an, von wo sie Colonieen nach Süden sendeten. Zwölf
Städte diesseits des Apennins bildeten einen B u n d es st a a t und zwölf Städte
jenseits desselben einen gleichen. Jeder stand unter einem Oberkönige (später
Imperator), der stets von zwölf Lictoren begleitet war. Ihre Religion beruhte