1855 -
Heidelberg
: Winter
- Autor: Mürdter, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Bürgerschule, Lateinschule, Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gymnasium, Lateinische Schule, Pädagogium, Realschule, Töchteranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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§. 66. Der zweite punische Krieg.
Land durch Hamilkar Barcas und Hasdrubal bis au den Ebro erobert
und zur Befestigung ihrer Macht an der südöstlichen Küste Neu-Karthago
(Carthagena) gegründet. Im Jahr 221 wurde nach Hasdrubal's Er-
mordung der junge Hannibal, Hamilcar's Sohn, von dem kartha-
gischen Heere zum Feldherrn gewählt.
Hannibal war von seinem Vater schon in seinem neunten Jahr mit
nach Spanien genommen worden. Vor dem Abgang dahin hatte ihn der-
selbe an einem Altar ewigen Haß gegen die Römer schwören lassen, und ist
je ein Eid gehalten worden, so ist es dieser; sein ganzes Leben, Dichten
und Trachten gieng nur darauf, den Römern Schaden zu thun. Mit
jenem Haß verband er außerordentliche Kühnheit und Tapferkeit, Beson-
nenheit und Klugheit.
Nachdem er vollständig gerüstet war, zerstörte er, um den Römern
zuvor zu kommen (219), die mit ihnen verbündete Stadt Sag nntum,
überschritt den Ebro und die Pyrenäen und drang unter unsäglichen
Mühseligkeiten und Anstrengungen über die Alpen in Oberitalien ein,218
wo ihn die Römer am wenigsten erwarteten.
In der Eile stellte sich ihm dort P. Cornelius Scipia entgegen,
wurde aber am Ti ein ns vollständig geschlagen und beinahe gefangen.
Ebenso ergieng es bald darauf dem Consul Sempronius an der
Trebia.
Im folgenden Jahre (217) drang H annibal in Mittelitalien ein,
schlug den unbesonnenen Flaminius am trasimenischen See
und wendete sich dann nach Campanien, ohne gegen das erschrockene
Rom zu ziehen, weil er zu dessen Belagerung noch zu schwach war.
In dieser Noth stellte man ihm den Q. Fabius Maximus (Cunc-
tator) entgegen, welcher stets auf den Höhen ziehend, ihm überall vor-
sichtig folgte, sich aber nie in eine Schlacht einließ und ihn endlich in
einem Engpaß einschloß. Aber Hannibal rettete sich durch eine klug
erdachte List und lockte dafür den übermüthigen Reiterführer Minu-
ciu s in einen Hinterhalt, aus dem ihn jedoch Fabius rettete.
Im nächsten Jahre brachte die blinde, unbesonnene Hitze des Con-
suls Varro Rom an den Rand des Verderbens, indem die im Jahr 216
von ihm herbeigeführte schreckliche Niederlage bei Cannä dem edeln
Aemilius Paullus und 50,000 Römern das Leben kostete. Rom
aber ließ sich nicht beugen, sondern brachte mit großen Opfern ein neues
Heer auf, und da Hannibal keine Unterstützung von Karthago erhielt,
so konnte er nicht gegen Rom selbst ziehen; dagegen gewann er viele
unteritalische Städte und Völker.
Seine Fortschritte wurden jedoch durch Marcellus gehemmt, der
ihm trotz seines plötzlichen Zugs vor die Thore Roms das reiche Cap na
und damit einen großen Theil Unteritaliens wieder entriß und ihn dann