1855 -
Heidelberg
: Winter
- Autor: Mürdter, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Bürgerschule, Lateinschule, Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gymnasium, Lateinische Schule, Pädagogium, Realschule, Töchteranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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§t 92. Das oströmische Reich.
3. Das oströmische Reich und seine Kämpfe im Westen.
§.92. In dem oströmischen Reiche regierten von Theodosius an
meist schwache Kaiser, welche dasselbe kaum gegen die andringenden
Grenzvölker zu schützen vermocbten, und unter welchen in dem Reiche selbst
durch beständige theologische Streitigkeiten, an denen sie Antheil nah-
men, die größte Verwirrung einriß.
Erst der strenge und verständige Justins, schuf wieder mehr Ord-
nung, und unter der Glanzregiernng Juftènian s l (527 — 565) kam
das Reich nochmals zu bedeutendem Aufschwung. Er verbesserte das
Rechtswesen durch eine Sammlung der Gesetze (Codex Justinianeus),
schuf Ruhe im Innern durch die Vernichtung der Parteien des Cirrus,
legte an der Donau viele Festungen an zur Abwehr der nördlichen Völker
und trieb durch seinen Feldherrn Bielisar auch den neupersischen König
Kosrul., genannt Nushirvan, in seine Gränzen zurück. Ebenderselbe Be-
li s a r zog alsdann auf Jnstinian's Befehl mit einem Heere nach Afrika,
schlug den Vandalenkönig Ge lim er, machte seinem Reich ein Ende 534
und unterwarf dasselbe wieder dem griechischen Kaiserthnm. Zu dem-
selben Zwecke wurde der ruhmgekrönte Feldherr nach Italien gesandt,
wo im ostgothischen Reiche große Unordnung eingerissen war. Belisar
eroberte den größten Theil von Italien mit Rom und Ravenna, wurde
aber deßungeachtet vom Kaiser abberufen und gegen die Perser gesandt.
Darauf entrissen die Gothen unter Totilas den Byzantinern wieder
fast ganz Italien, bis Belisar abermals nach Italien abgeschickt wurde
und Rom wieder einnahm. Weil er aber ohne Unterstützung gelassen
wurde, bat er selber um seine Entlassung.
Sein Nachfolger Narses, der mit deutschen Miethtruppen über
Jllyrien nach Italien zog, schlug die Gothen bei Tagenä in Etru-
rien , wo Totilas den Heldentod fand, nahm dann Rom ein und rückte 555
nach Unteritalien. Dort errang er den Sieg bei Nocèra über den
letzten Gothenkönig Tejas und führte so den Untergang des ost-
gothischen Reichs herbei. Italien wurde ein byzantinisches Exar-
chat, welches Narses 14 Jahre lang verwaltete. Weil er abgesetzt
wurde, soll er aus Rache die Longobarden, die damals in Panno-
nien saßen, herbeigerufen haben. Sie kamen unter ihrem König A lb oi n, 568
der Italien bis zur Tiber eroberte und das longo bardische Reich
in Oberitalien mit der Hauptstadt Pavia gründete. Als Alboin von
seiner Gemahlin Rosaniunde aus Rache ermordet wurde, trat
große Verwirrung ein, bis (584) der neugewählte König A ut h aris
wieder Ordnung schuf. Die Longobarden aber traten unter der Ne-
gierung seiner Gemahlin Theodelinde, der Tochter des Herzogs