1855 -
Heidelberg
: Winter
- Autor: Mürdter, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Bürgerschule, Lateinschule, Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gymnasium, Lateinische Schule, Pädagogium, Realschule, Töchteranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
104
§. 103. Die schwäbischen Kaiser-
der herzustellen und das Papstthum zu demüthigen. Daher suchte er
in fünf Römerzügen die kaiserliche Hoheit über Italien gegenüber
den vom Papst Alexander Iii. begünstigten lombardischen Städten
wieder geltend zu machen. Als er nach Beendigung des ersten Zugs,
auf welchem er einige kleinere widerstrebende lombardische Städte streng
bestrafte, dem Herzog Heinrich dem Löwen für seine Hilfe auch Bayern
zurückgegeben und den Herzog Welf mit den mathildischen Gütern (Tos-
cana) belehnt hatte, bestrafte er auf den: zweiten italienischen Zug das
hartnäckig widerstrebende Mailand mit Zerstörung, und verschaffte
sich die lombardische und römische Krone. Aber durch die Felonie (Le-
heustreubruch) Heinrichs des Löwen verlor er aus dem fünften Zug
1176 die Schlacht bei Legnano, und mußte nun die Versöhnung
mit dem Papst und den Lombarden suchen. Dadurch war die Ueber-
macht der Kirche entschieden.
Als der Kaiser nach Deutschland zurückgekehrt war, bestrafte er den
treulosen Heinrich mit der Reichsacht, und vertheilte seine Lehen unter
andere Fürsten. Otto von Wittelsbach, der dem Kaiser auf seinem
ersten Römerzuge ganz besonders treue Dienste geleistet hatte, erhielt
1180 das Herzogthum Bayern und wurde so der Stifter des noch jetzt re-
gierenden Fürstenhauses der Wittelsbacher. Heinrich der Löwe erhielt
nach einiger Zeit nur seine Erbländer Braunschweig und Lüneburg zurück.
Auf dem sechsten Zuge nach Italien fand der Kaiser bei den nun
durch den Frieden von Sonst anz versöhnten Lombarden die freund-
lichste und glänzendste Aufnahme und feierte in Mailand die Vermäh-
lung seines Sohnes Heinrich mit Constanzia, der Erbin' von
Neapel und Sicilien.
Nachdem er noch Schwaben, Burgund, die fränkischen und welfischen
Güter seinen Söhnen zu Lehen gegeben, unternahm er im 67. Lebens-
jahre einen Krcuzzng, auf welchem er aber zum Leid für ganz Deutsch-
land beiseleucia in Kleiuasien den schon oben erwähnten Tod fand.
Sein Sohn Heinrich Vi. (1190—1197) entfremdete sich die Herzen
seiner neuen Uuterthaneu in Neapel und Sicilien durch grausame Härte,
und bekam dadurch auch den Papst zum Gegner. Sein Plan, Italien
mit dem deutschen Reiche zu vereinigen und das griechische Kaiserthum
zu erobern, wurde durch seinen frühen Tod vereitelt.
Da die Ghibelliuen nun Heinrichs Bruder, Phstlipp von Schwa-
den!, die Welfen Otto Iv.-, Heinrichs des Löwen Sohn, zum Kaiser
wählten, so?entstand ein lojähriger verheerender Krieg, bis'philipp
1208 ermordet wurde, worauf Otto eine Zeit lang allein Kaiser war. Als
er sich aber dem geistesstarken Papst Innocenz Iii., welcher unter-
dessen die Papstmacht auf den höchsten Gipfel erhoben hatte, und^alle