1855 -
Heidelberg
: Winter
- Autor: Mürdter, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Bürgerschule, Lateinschule, Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gymnasium, Lateinische Schule, Pädagogium, Realschule, Töchteranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
§. 106. England unter den angelsächsischen u. normannischen Königen. 107
aber der von Herzen fromme, gerechte und gewissenhafte Ludwig Ix.,
der Heilige (1226—1270), welcher Ruhe und Ordnung in seinem Lande
herstellte und die Uebergriffe der Päpste beschränkte. Von seinem Krenz-
zug und Tod siehe §, 102,
2. England unter den angelsächsischen und normannischen Königen.
§. 106. Die sieben Königreiche der Angelsachen waren 827 von König
Egbert in Ein Reich vereinigt worden, das aber von den Einfällen
der Dänen viel zu leiden hatte, bis 871
Alfred der Große sie bei Ed dington besiegte und zurückdrängte, .
woraus er im Geiste Karls des Großen sein Reich regierte. Nach seinem
Tode (901) kehrten die Raubangriffe der Dänen wieder, und es machte
sich sogar der Dänenkönig Kanut der Große im Jahr 1026
zum Alleinherrn von England. Er wurde darauf Christ, und regierte
England, Dänemark und Norwegen mit Weisheit und Gerechtigkeit
bis 1035. Aber nach dem Tode seiner Söhne kam England 1012 wie-
der an den angelsächsischen Königsstamm, und zwar an Eduard den
Bekenner. Es war dieß aber der letzte angelsächsische König: denn
nach seinem Tode landete Herzog Wilhelm von der Normandie
mit 60,000 Mann, gewann gegen den Grafen Harald von Wessex die
Schlacht bei Hastings und gründete 1066
die N o r m a n n e n h e r r s ch a f t in England. Doch zog ihm seine
grausame Härte den tiefsten Haß der überwundenen Angelsachsen zu,
zumal er sogar ihre Sprache durch die französisch-normanische zu ver-
drängen suchte. Nach dem Aussterben seines Mannesstamms kam der
englische Thron an das Haus Anjou oder Plan tage u et, 1154
dessen erster König Heinrich Ii. wohl seine Großen im Zaum hielt und
Irland eroberte, aber bei einem Versuche, die Geistlichkeit seiner Macht
zu unterwerfen, eine tiefe Demüthigung erfuhr. Er mußte nämlich
an dem Grabe des von einigen seiner Leute ermordeten Erzbischoffs
Thomas Decket Kirchenbuße thun. Sein Sohn und Nachfolger
war der tapfere, aber hochfahrende Richard Löwenherz (1189—1199),
welcher den dritten Kreuzzug mitmachte, und auf dem Rückwege von
Leopold von Oesterreich gefangen wurde. Nach seiner Auslösung und
Heimkehr fiel er bald im Kampfe gegen einen seiner Vasallen. Sein
treuloser Bruder Johann ohne Land zog sich bei allen seinen Unter-
nehmungen nur Schmach zu und mußte seinen Unterthanen 1215 die
Magna charta gewähren, d.h. den Freibrief, welcher die Grundlage
der englischen Verfassung und Volksfreiheit wurde. Unter seinem Sohne
Heinrich Ii!. (1216—1272) riß bei dessen Schwäche allgemeine Un-