1855 -
Heidelberg
: Winter
- Autor: Mürdter, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Bürgerschule, Lateinschule, Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gymnasium, Lateinische Schule, Pädagogium, Realschule, Töchteranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
109
§. 109. Polen, Preußen u. Ungarn. §. 110. Das Interregnum.
machte es sich durch seinen tapfern König Boleslav I. wieder unab-
hängig. Derselbe ließ sich 1025 zum König krönen und gründete durch
die Vereinigung von Polen, Masovien, Krakovien und Schlesien das
eigentliche Polenreich. In der Folge wurde es durch Theilungen und
innere Kriege geschwächt.
Gegen die Preußen, deren rohes Heidenthum lange den Bekeh-
rungsversuchen zum Christenthum widerstand, zog mit Bewilligung des
Kaisers Friedrich Ii., der deutsche Orden 1230, um sie zu be-
kämpfen. Er legte in ihrem Lande K u l m, Thorn und andere Schutz-
orte an, unterwarf es (anfangs in Vereinigung mit dem Schwertorden)
nach 53jährigen Kämpfen, in welchen die alten Einwohner größtentheils
umkamen und bevölkerte es wieder durch deutsche Anbauer.
Ungarn wurde 889 von den Magyaren erobert, welche von
da an verheerende Einfälle in die angrenzenden Länder machten, bis sie
973 das Christenthum annahmen, das besonders im Jahre 1000 n. Ehr.
durch Stephan den Heiligen aus dem Geschlechte der Arpaden ge-
fördert wurde. Später unter König Geisa Ii. wanderten in Sieben-
bürgen und Ungarn viele Deutsche ein, welche dort unter dem Namen
„Sachsen" ihre Sprache und Sitten beibehielten.
7. Verfall der Lehensmonarchie in Deutschland.
D ittmar's histor. Atlas. Taf. Xi. Xii. Xiii.
i. Das Interregnum; beginnende Ausbildung der Landeshoheit.
§• 110. Dwei Jahre nach Konrad Iv. starb auch der wenig beachtete
Gegenkaiser Wilhelm von Holland, und es trat nun 1256—1273
das Interregnum ein, jene traurige Zeit, iu welcher kein deutscher
Fürst die Kaiserkrone annehmen wollte und dieselbe daher au fremde
Fürsten gleichsam verkauft wurde, nämlich von dem einen Theile der
Wähler an den.englischen.prinzen Richard von Cornwallis, von
dem andern an den König Alfons dem Weisen von Castilien, so
daß die Kaisermacht immer tnehr sank, die Reichsfürsten aber mehr- und
mehr selbständig wurden.
Während dieser kaiserlosen, betrübten Zeit wurde daö hohenstaufische
Geschlecht vollends ausgerottet. Der letzte Sproß desselben, Konradin,
Sohn Konrads Ivwollte sich seine Erblande wieder erkämpfen, und den Karl
von Anjou, der mit Hilfe des Papstes König von Neapel und Sicilien
geworden war, vertreiben. Aber nach einem Sieg bei Tagliacozzo fiel
er bei Skurcola in einen Hinterhalt, wurde auf der Flucht gefangen, und
mit seinem jungen Freunde Friedrich von Baden 1268 in Neapel ent-