1855 -
Heidelberg
: Winter
- Autor: Mürdter, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Bürgerschule, Lateinschule, Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gymnasium, Lateinische Schule, Pädagogium, Realschule, Töchteranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
110
§. 111. Die deutschen Kaiser aus verschiedenen Häusern.
hauptet. — Dagegen wurden vierzehn Jahre später, 1282 alle Franzosen auf
Sicilicn in einer Nacht ermordet (die sicilianische Vesper) und die
Insel stellte sich unter die Herrschaft Peters von Aragonien.
In Deutschland selbst stieg durch die Abwesenheit des Reichsober-
Haupts die Unordnung aufs Höchste; das Faustrecht nahm so überhand,
daß sich die Städte zum Schutz ihres Handels in Bündnisse vereinigten,
von welchen die deutsche Hansa und der rheinische Städtebund
die wichtigsten wurden.
2. Die deutschen Kaiser aus verschiedenen Häusern.
§. 111. Die steigende Verwirrung und Unordnung, sowie die wach-
sende Macht des Böhmenkönigs Ottokar steigerten im Volk und in
den deutschen Fürsten den Wunsch nach einem einheimischen Kaiser.
Die Fürsten lenkten jedoch, um ihre unterdeß erworbenen Hoheitsrechte
behalten zu können, die Wahl auf Männer, welche keinen großen
Länderbesitz und somit ihnen gegenüber weniger Macht hatten.
Es folgten nun Kaiser aus verschiedenen Häusern
1273—1437 und zwar zuerst Rudolf von Habsburg, ein tapferer, redlicher
Mann, welcher den widerspenstigen Ottokar von Böhmen 1278 auf
dem Marchfelde besiegte und einen Theil seiner Länder, nämlich
Oesterreich, Steyermark und Krain, mit Bewilligung der Fürsten seinen
eigenen Söhnen zu Lehen gab und so der Gründer des Habs bur-
gisch - österreichischen Hauses wurde. Böhmen aberließ er dem
Sohne Ottokars. Mit Ernst und Nachdruck schuf er auch sonst im
Reiche Ruhe und Ordnung, brach die Burgen der Raubritter am Rhein
und in Thüringen und strafte die den Landfrieden störenden Grafen
von Württemberg und Savoyen.
Ihm folgte nicht — wie er gewünscht hatte — sein Sohn Albrecht,
sondern Graf Adolf von Raffau (1291 — 1298), ein tapferer, aber
in der Wahl seiner Mittel, sich eine Hansmacht zu gründen, nicht ge-
wissenhafter Fürst. Er führte einen ungerechten Krieg gegen die Land-
grafen von Thüringen, und wurde, weil er die den Fürsten gemachten
Versprechungen nicht hielt, des Reiches entsetzt. Er wollte seine Krone
vertheidigen, fiel aber in der Schlacht bei Göllheim.
Ihm folgte Albrecht 1, Rudolfs Sohn (1298 —1308), ein Mann,
der darnach trachtete, die Kaisermacht unumschränkt zu machen und seine
Hausmacht zu vermehren. Aber alle seine Versuche, Holland, Burgund,
Böhmen und Thüringen an sein Haus zu bringen, schlugen fehl. Sein
Streben, seinen Besitz in der Schweiz zu vergrößern, führte zur
Gründung der freien Eidgenossenschaft der Schweizer, welche
1308 seine Vögte verjagten, seine Zwingburgen eroberten und ihren Frei-