1855 -
Heidelberg
: Winter
- Autor: Mürdter, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Bürgerschule, Lateinschule, Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gymnasium, Lateinische Schule, Pädagogium, Realschule, Töchteranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
116
§. 116. Spanien und Portugal.
furchtbare Institut der Staatsinquisition gehörte, auf dem Grunde
der größten Tyrannei, die es jemals gab.
Genua, auch eine aristokratische Republik und bedeutende Seemacht, kam
theils durch innere Parteiungerl, theils durch seine langen Kriege mit Pisa
und mit Venedig immer mehr herab, und zuletzt abwechselnd unter mailändische
und französische Herrschaft. Auch Mailand verlor durch beständige Partei-
kämpfe viel von seiner Macht, und kam 1311 unter die Herrschaft des Hauses
Visconti, nach dem Erlöschen desselben 1450 aber unter die Herrschaft des
Fr an z Sforza, der sie auf seine Nachkommen vererbte.
Dagegen erhob sich Florenz, das sich 1282 aus einem aristokratischen in
einen demokratischen Freistaat umgewandelt hatte, zu großerblüthe und bedeu-
tender Macht, welche es besonders der Familie Medici verdankte. Unter
den Gliedern dieses mächtigen Hauses zeichneten sich besonders aus: Gosimo
(1429—1464) und Lorenzo (1469—1492). Sie beförderten Kunst und
Wissenschaft auf jegliche Weise, zogen Gelehrte an ihren Hof, errichteten Biblio-
theken u. s. w.
Der Kirchenstaat litt im 14. Jahrhundert sehr viel durch die Verle-
gung des Sitzes der Päpste nach Avignon, während Nom selbst theils durch
Volksausstände (wie der des Cola Rienzi), theils durch Adelsparteiungen
zerrüttet wurde. Doch wurde derselbe im Laufe des 15. Jahrhunderts wieder
hergestcllt.
In Neapel dauerten die Kämpfe der aragonischen und französischen Par-
tei fort, bis es 1505 in die Hände der Spanier kam.
Trotz dieser beständigen Kriege und Streitigkeiten gelangte die geistige
Bildung, besonders die Dichtkunst, in Italien zu hoher Entwicklung, welche
auch auf andere Staaten wohlthätig einwirkte. Es lebte in dieser Zeit der
Florentiner Dante Alighieri (ch 1321), berühmt durch sein allegorisches
Gedicht „die göttliche Comödie", der Sonnettendichter Franz Petrarca aus
Slrcjjo (-j- 1374) und der Novcllendichter Johann Boccaccio. — Die
Wissenschaften aber wurden besonders durch eingewanderte griechische Ge-
lehrte sehr gefördert (z. B. durch Chrysoloras, Theodor Gaza rc.)
2. Spanien und Portugal im 14. und 15. Jahrhundert.
§. 116. In Spanien wurden die Reiche Aragonien und Casiilien
durch die Vermählung Ferdinands Ii. und der Isab ella 1474 (zu-
nächst nur nominell) vereinigt, denn beide Reiche behielten ihre besondere
Verfassung. Unter ihrer Regierung, bei der sie der ausgezeichnete Minister
Timen es unterstützte, wurde die königliche Macht durch Beschränkung der
Äiacht der Geistlichkeit und des Adels befestigt. Auch wurde zur Verfol-
gung der zum Christenthnm bekehrten, aber wieder abgefallenen Juden und
Mauren, sowie ketzerischer Christen, die Inquisition eingeführt, die
in Spanien als ein politisches Institut von königlichen Beamten verwaltet
wurde, so daß auch die Vortheile aus den Gütereinziehnngen in die kö-
nigliche Kasse stoßen. Der Ruhm der Regierung Ferdinands und Isa-