1855 -
Heidelberg
: Winter
- Autor: Mürdter, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Bürgerschule, Lateinschule, Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gymnasium, Lateinische Schule, Pädagogium, Realschule, Töchteranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
§. 117. Frankreich.
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bella's wurde noch erhöht durch die Eroberung von Granäda, sowie von
Neapel und dem spanischen Navarra, das bis dahin von Frankreich ab-
hängig gewesen war.
Portugal erhob sich im 14. Jahrhundert durch glückliche Seekriege,
welche seine Könige Dinis der Gerechte und Alfons der Kühne
gegen die Mauren führten. Dos letzter» Sohn Pedro der Strenge
ist bekannt durch das traurige Schicksal seiner Gemahlin, der schönen
Jnez de Castro. Vom 15. Jahrhundert an beginnnn die wichtigen
Seeentdeckungen der Portugiesen, indem unter I oh an n I. die In- -
fein Porto Santo und Madeira, und durch den dritten Sohn Heinrich
den Seefahrer 1439 die Azoren entdeckt, und um das Jahr 1450
das grüne Vorgebirg und Sierra Leone erreicht wurden.
3. Frankreich im 14. und 15. Jahrhundert.
§. 117. In Frankreich war nach dem Tode Philipp's Iii., des Sohnes
Ludwig's des Heiligen, Philipp Iv. der Schöne zur Regierung ge-
kommen, der zugleich König von Navarra wurde (1285 —1314), ein
äußerst herrschsüchtiger Fürst, der sehr willkührlich regierte.
Er führte mit Eduard I. von England Krieg , der ihm aber keinen
Vortheil brachte. Dann erlaubte er sich Eingriffe in die Kirchenordnung und
wurde vom Papst Bonifacius Vi. gebannt. Philipp Iv. nahm diesen
darauf gefangen und mißhandelte ihn so, daß er vor Aergcr in eine hitzige
Krankheit siel und starb. Er berief zuerst zu den Reichstagen Abgeordnete
der Städte als den dritten Stand (tiers-état), führte die Steuern
ein und erregte durch Münzverschlechterung verschiedene Ausstände.
Er war es auch, der den Papst Clemens V. veranlaßte, 1309 seinen
Stuhl nach Avignon zu verlegen, wodurch die Kirche 70 Jahre lang in die
Abhängigkeit vom Könige von Frankreich kam, was man „die babylonische
Gefangenschaft der Kirche" nannte. Derselbe Papst bot auch Philipp Iv. die
Hand zur grausamen Verfolgung und Aufhebung des Tempel-
herrnordens (1312), dessen Güter der König an sich zu reißen trachtete.
Nach dem Ausfterben des capetingischen Mannsstamms kam im Jahre 1328
das Hans Valois auf den französischen Thron. Gleich unter dem ersten
Könige der neuen Dynastie, Philipp Vi., brachen die blutigen Kriege mit
den Engländern ans. Er wurde von dem englischen König Eduard 114
und dessen Sohne, dem schwarzen Prinzen, 1346 bei Crecy ge-
schlagen. Auch Philipps Sohn und Nachfolger Johann der Gute
wurde von dem schwarzen Prinzen besiegt und gefangen, und mußte
Calais, Guyenne, Poitou und andere Provinzen an England abtreten.
Erst Karl V., der Weise, eroberte durch seinen ritterlich hel-
denmüthigen Feldherrn Bertrand du Guesclin das meiste wieder. Unter