1855 -
Heidelberg
: Winter
- Autor: Mürdter, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Bürgerschule, Lateinschule, Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gymnasium, Lateinische Schule, Pädagogium, Realschule, Töchteranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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§. 124. Vorreformatorische Bewegungen.
nisse der Völker außerordentlich viel beitrugen, waren die des Schieß-
pulvers (um 1340) und der Buchdruckerkunst (1440).
Vor der Erfindung des Linnenpapiers benützte man hauptsächlich Baum-
wollenpapier, welches aber bei der Kostbarkeit des Stoffes sehr theuer war.
Da kam ein Deutscher darauf, statt der Baumwolle leinene Lappen zu ver-
wenden und erfand so das Leinenpapier. Die älteste Urkunde auf Lei-
nenpapier ist vom Jahr 1318, und schon 1324 treffen wir eine Papierfabrik
in Ravensburg.
Das Schief,pulver war schon in früheren Zeiten den Chinesen und
Alt-Indern bekannt, und zur Sprengung von Felsen, theilweisc zu Bela-
gerungsgeschütz verwendet worden. Die Wiedererfindung desselben in Deutsch-
land wird einem Mönche, Namens Berthold Schwarz zugeschrieben.
In der Schlacht von Crecy (1346) wurde es bei grobem Geschütz angewen-
det, und schon 1381 kommen Handbüchsen vor.
Der Erfinder der Buchdruckerkunst hieß Johannes Guttenberg aus
dem Rittergeschlcchte der G e n s f l e i sch von Sorgenloch zu Mainz. In
früherer Zeit mußten alle Bücher abgeschrieben werden, und konnten deßhalb,
da sie sehr theuer waren, nur von Reichen gekauft werden. Man versuchte
zuerst kleine Bücher seitenweise in .Holztafeln zu schneiden und so abzu-
drucken ; aber auch das war noch sehr mühsam und kostspielig. Da kam Gut-
tenberg darauf, die Buchstaben zu trennen, die er dann mittelst Fäden an-
einander reihte, mit Tinte oder Lampenruß bestrich, und so abdruckte. Dieß
versuchte er zuerst in Straßburg. Von dort begab er sich in seine Vaterstadt
Mainz zurück, und gründete mit dem reichen Goldschmied Johann Faust
die erste Druckerei 1440, welche später, als Guttenberg aus dem Geschäfte ver-
drängt worden war, durch Peter Schösser vervollkommnet wurde, der die
Matrizen und die Druckerschwärze erfand. Anfangs wurde die Erfindung ge-
heim gehalten, und die Erfinder selbst, welche eine Bibel um 30 Goldgulden
verkauften, während der Preis einer geschriebenen 400—500 Gulden war,
wurden als Zauberer verschrieen; denn cs waren besonders die Mönche, welche
bis dahin viel Geld mit Bücherabschreiben verdient hatten, mit der neuen
Kunst höchst unzufrieden. Im Jahr 1462 aber zerstreuten sich die Gehilfen
Fausts bei einer Eroberung der Stadt Mainz überallhin, und durch sie ent-
standen an mehrern Orten Deutschlands und Italiens neue Druckereien.
2. Vorreformatorische Bewegungen.
§- 124. Seit den Concilien zu Constanz und Basel hatten sich auf
dem religiösen Gebiete bedeutende Bewegungen gezeigt, die, wenn
auch mehr innerlich, doch entschieden auf eine durchgreifende Erneuerung
der Kirche hinzielten. Es wurde immer klarer, daß an die Besserung
der religiös-sittlichen Zustände Hand angelegt werden müsse, und es
traten deshalb schon vor der Reformation Vorläufer derselben auf,
die theils auf die Heiligung des innern und äußern Menschen drangen,
theils eine Unrgestaltung der Theologie und Kirchenlehre anstrebten.